Samstag, 12. August 2017

Ganzheitliche Wiedergeburt durch Rückoperation nach Beschneidung

Ntailan Lolkoki hat ein bewegtes Leben hinter sich. Sie wuchs als Tochter des Bürgermeisters von Maralal in einem Dorf in der Nähe von Barsalo in Norden Kenias auf. Als sie 12 Jahre alt war, wurde sie gemäß den Traditionen ihres Stammes beschnitten. Damit begann ein langer Leidensweg. Über Jahre hinweg war Ntailan wie betäubt, empfand nichts im Zusammensein mit einem Mann. Sex waar und blieb ein  Albtraum für sie, ihre Beschneidung war ein Tabu. Selbst dem Mann, den sie heiratete und nach Deutschland folgte, erzählte sie erst davon, als sie ihm ihren Entschluss mitgeteilt hatte, ihn zu verlassen.

Die schöne Kenianerin besuchte eine Schauspielschule, war als Model erfolgreich. Ängste und Depressionen ließen sie jedoch auch in der Glitzerwelt der Reichen nicht glücklich werden. Von Waris Dirie erfuhr sie von der Möglichkeit einer Rückoperation für Beschneidungsopfer. Sie ließ sich operieren und erlebte erstmals die "normalen" Gefühle einer Frau. Sie hatte in der Zwischenzeit zum christlichen Glauben gefunden, was sie davon abhielt, ihren körperlichen Sehnsüchten zu folgen, ohne mit dem verheirateten Mann, den sie liebte, verheiratet zu sein. Doch ohne diesen Glauben an Gott hätte sie, so schreibt sie, ihrem Leben ein Ende gesetzt.

Heute lebt sie als Künstlerin in Berlin und engagiert sich unter anderem für das Desert Flower Center und damit gegen Gewalt an Frauen und gegen Beschneidung. Sie träumt von einem Bildungsprogramm für afrikanische Männer, die lernen sollen, dass Kindesmissbrauch, also auch die Ehe mit Kindern, nicht die Antwort auf ihre Minderwertigkeitskomplexe sein kann.

Waris Dirie, Verfasserin von "Wüstenblume", schrieb ein Vorwort zu "Flügel für den Schmetterling".

Ntailan Lolkoki, Flügel für den Schmetterling - Der Tag, an dem mein Leben neu begann, Knaur-Verlag 2017, Paperback, 16,99 Euro.

Mittwoch, 9. August 2017

Liebesroman von Sarah Morgan: Ein Sommergarten in Manhattan




Die Event-Floristin Frankie verschönert mit kostbaren Gestecken die Feste der Reichen und Schönen. Ihre wahre Liebe aber gilt den Dachgärten New Yorks - was ich persönlich gut verstehen kann. Und sie liebt ihre Wohnung, ihr Refugium, ihr grünes Paradies. 

Als der attraktive Bruder ihrer besten Freundin sie für ein exklusives Gartenprojekt einspannen will, stimmt sie zu. Wie sehr er ihre Gefühle auf die Probe stellen wird, kann sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Ohnehin ist sie eine Scheidungswaise, die findet, dass Leute, die an ein Happy  End glauben, nicht alle Tassen im Schrank haben. Sie hält viel von den Vorteilen des Single-Daseins, zum Beispiel davon, die ganze Nacht lesen zu können. Sie glaubt nicht so recht an die Liebe. „Wie schafften die Leute es bloß? Wie schafften sie es, die ganzen Statistiken und Fakten zu ignorieren und sich einzureden, den einen Menschen finden zu können, mit dem sie für immer zusammenblieben?" Für immer gab es einfach nicht ...!

Für Frankie am Ende vielleicht doch? Das wird hier natürlich nicht verraten werden. Das hier aber schon: "Ein Sommergarten in Manhattan" ist ein liebe- und humorvoller, überaus liebenswerter Roman.

Die Verfasserin: Sarah Morgan, preisgekrönte Autorin, startete ihre Schriftstellerinnenkarriere als Kind mit der Biografie ihres Hamsters. Erst nach der Geburt ihres ersten Kindes entdeckte die Krankenschwester das Schreiben wieder für sich – mit viel Erfolg. Ihre warmherzigen Romane wurden mehr als 11 Millionen Mal verkauft.

Sarah Morgan, Ein Sommergarten in Manhattan, Roman, Mira-Taschenbuch-Verlag 2017, Paperback, 411 Seiten, 9,99 Euro.

Sonntag, 6. August 2017

Mini-Meditationen gegen Mobbing- und andere Ängste für Kinder




Kaum etwas ist schlimmer für Eltern zu erleben, als dass ihr Kind gemobbt wird und vor lauter Angst kein neugierig, unbeschwertes Leben mehr führen kann. Aber auch viele andere kindliche Ängste belasten die Familien:

  • Angst vor der Schule, vor einem Lehrer, einer Klassenarbeit
  • Angst vor dem Monster unter dem Bett
  • vor einem Tier
  • im Straßenverkehr
  • eine dieser unbestimmten Ängste, denen man nicht so leicht auf die Spur kommen kann
Was tun? Meditation kann ein Weg sein, der weiterhilft. Das Büchlein „Keine Angst vor niemand“ von Ulrich Hoffmann bietet wohltuende Unterstützung. Man erfährt, dass Mobbing-Opfer nicht irgendwie selber schuld sind. Dass Mobbing-Täter tatsächlich Freude am Leid ihrer Opfer haben, mehr oder weniger psychopathische Züge aufweisen. Dass kindliche Mobbing-Opfer nicht ihr Leben lang Opfer bleiben müssen.

Im Lieferumfang ist eine CD enthalten, besprochen von Ralph Caspers. Zwischen „Ping“ und „Ping“ stellen die Kinder sich beispielsweise vor, wie es anfühlt, ein Berg zu sein, den nichts aus der Ruhe bringt. Oder ein Baum, dessen Wurzeln durch die eigenen Füße nachempfunden und symbolisiert werden. „Welche Art Berg bis du heute?“ „Kannst du spüren, ... wie tief deine Wurzeln im Boden stecken?“ Sie erfahren auch, wie es sich anfühlt, sich selbst zu vergeben. Nach jeder Meditation bedankt sich Caspers mit einem freundlichen „Dankeschön!“ fürs Zuhören und Mitmachen.
Ein Tagebuch-Teil im Buch lädt dazu ein, Veränderungen abzuwarten und zu bemerken. Im Kapitel „Das Leben geht weiter“ ermuntert der Autor, ein oder zweimal die Woche drei Minuten mit dem eigenen Kind zu investieren für die gemeinsam erlebte Meditation. Jedes Mal werde es sich anders anfühlen, jedes Mal einen anderen Effekt mit sich bringen. Wer die Meditationen weiter führe, der tue sich selbst, seinem Kind und der ganzen Welt etwas Gutes. 
Der Autor: Ullrich Hoffmann ist Meditationslehrer und Vater von drei Kindern. 
Ulrich Hoffmann, Keine Angst vor niemand – Mini-Meditationen für Kinder, Verlag Knaur Balance 2017, mit CD, 142 Seiten, 14,99 Euro.

Farben – Bedeutung und Wirkung




Ich stelle an mir selbst fest, dass Lieblingsfarben sich im Laufe des Lebens verändern. Während ich als junge Frau noch zwischen hingebungsvollem Blau und aktiv forderndem Rot hin und her gerissen war, setzte sich für eine Weile Rot durch. Inzwischen bin ich – zumindest an manchen Tagen - bei Violett als einer Mischung beider Farben angekommen. Gelb, das ich früher als durchaus peppig empfand, erlebe ich heute ebenso wie das in den Siebzigern moderne Orange als Farben, die mich kränklich aussehen lassen. Das Blau meines Sofas beruhigt mich. Kurzum, Farben beeinflussen mein Leben – und Ihres sicher auch.

Diplompsychologe Klausbernd Vollmar erklärt in seinem Handbuch zur Farbpsychologie und –therapie, was jede Farbe symbolisiert und wie sie sich psychologisch auswirkt. Das Buch, das zugleich ein Nachschlagewerk ist und eines, das sich gut von vorn bis hinten durchlesen lässt, enthält

  •  eine spielerische Einführung in die Farblehre
  • praktische Anleitungen zu Farbmeditationen
  • Wahrnehmungsübungen
  • Tipps zur Nutzung für den Alltag
  • Ausführungen über die Heilwirkung von Farbe
  • die Beschreibung besonderer Farbphänomene
    die Beschreibung der wichtigsten Pigmente – interessant für Maler

Natürlich fehlt auch Goethes Farbenlehre nicht. Neben den Grundfarben Gelb, Blau und Rot werden Violett, Orange und Grün behandelt, die Lichtfarben, die bunten Grautöne, Metallfarben und unbunte Farben. 

Neugierig schlage ich bei Violett nach und erfahre, dass diese geheimnisvolle Farbe laut Bauhauslehrer Johannes Itten „nur mit dem Herzen erfasst werden kann“, dass sie als Purpur im Altertum die vornehmste Farbe, die Farbe der Macht, war, dass viele Menschen sich durch Lila- und Lavendeltöne angesprochen fühlen. Aber auch, dass Lila als schwierige Farbe gilt. Lila, der letzte Versuch ... Vielleicht versuche ich’s demnächst mal lieber mit Grün. Das beruhigt – unter anderem.

Klausbernd Vollmar, Farben – Was sie bedeuten und wie sie wirken, Knaur-Verlag 2017, Paperback, 300 Seiten, 10,99 Euro.