Mittwoch, 24. Mai 2017

Knaurs Mondkalender 2018 gibt Tipps für alle Lebenslagen

Manche haben nur ein müdes Lächeln dafür übrig, andere schwören darauf: die Mondphasen und ihre Bedeutung im täglichen Leben. Ich erinnere mich an einen eindrücklichen Vortrag vor Jahren, den der Biologielehrer meiner Kinder hielt. Er war nebenbei Hobbygärtner und beackerte ein riesiges Feld ganz allein. Dort blühte und fruchtete es, dass es eine Freude war - ohne dass der Pädagoge an Überarbeitung gestorben wäre. Er gärtnerte absolut effektiv. Unter anderem beachtete er die Mondphasen. Bilder zeigten Jungpflanzen, die zur "richtigen" und solche, die zur "falschen" Zeit gepflanzt oder gegossen worden waren. Und, was soll ich sagen, der Unterschied war frappierend! Und ganz persönlich: Wenn Vollmond ist, bin ich nervöser als sonst und schlafe schlechter. Dabei sehe ich nicht den vollen Mond und denke: Uihhh! Jetzt bin ich bestimmt wieder schrecklich nervös. Es ist genau umgekehrt.

Wer die Mondphasen in seinen Alltag einbeziehen will, dem kann ein Mondkalender, der guten Rat gibt für jeden Tag, eine willkommene Hilfe sein. Knaurs Mondkalender 2018 ist ein Abreißkalender, der für jeden Tag des Jahres eine Fülle von Tipps und Anregungen gibt. So  gibt es Hinweise

  • auf das, was an diesem Tag allgemein besonders wichtig sein könnte
  • für den Körper
  • für Haus und Garten
Außerdem gibt es einen Tipp des Tages. Ich stöbere mal eben: Also, an meinem nächsten Geburtstag rät der Kalender mir, mich rechtzeitig sinnvoll und besonnen abzugrenzen, statt in der Masse mitzuschwimmen. Wir werden abnehmenden Mond haben, was für Ausleitung, Entgiftung und Reinigung steht. Zum Friseur sollte ich an diesem Tag besser nicht gehen. Und der Mond wirkt auf das Pflanzenteil Blatt. Blumen zu gießen, zu waschen, Flecken zu entfernen und feucht aufzuwischen - all das wird für diesen Tag empfohlen. Na, mal sehen ...!

Knaurs Mondkalender 2018, Verlag Knaur Menssana, 12,99 Euro. 


Montag, 22. Mai 2017

Ärger, Wut und Zorn - die spirituelle Botschaft dahinter

Kennen Sie diese vermeintlich so friedfertigen Menschen, die einfach keine Wut kennen? Irgendwie beneidenswert, oder? Nicht wirklich. Ich weiß, wovon ich spreche. Predige mir selbst immer Ruhe und Dankbarkeit, anstatt mal anständig aus der Haut zu fahren. Und wenn ich mich dann wie aus heiterem Himmel depressiv verstimmt im Tal der Tränen wieder finde, muss ich mich fragen: Sag mal, Sigrid, worauf bist du eigentlich gerade wütend? Und dann kommt sie, die Wut, oft heftiger als ich je vermutet hätte.

"Ärger, Zorn und Wut gehören zum Menschsein", sagt Pierre Stutz, der als einer der gefragtesten spirituellen Lehrer unserer Zeit gilt, Vorträge hält und Kurse gibt im gesamten deutschsprachigen Raum. Er hat es im Laufe seines Lebens gelernt, Widerspruchsgeist zuzulassen - im jedem Bereich. Im Sommer 2002 legte er sein Priesteramt  nieder, seit 2003 ist er mit seinem Lebensgefährten zusammen.

In seinem Buch "Lass dich nicht im Stich" macht er deutlich, dass Aggression sich nicht einfach verdrängen lässt, sondern Denken und Fühlen prägt. Gerade spirituell begabte Menschen verbieten sich selbst oft die Wut, manchmal jahrzehntelang. Auch Stutz selbst ging es so: "Weil es mir streng verboten war, aggressiv zu sein, wurde ich immer depressiver."

Er hat Gegenmittel parat, die dazu führen sollen
  • Selbstvertrauen zu entfalten
  • sich zu wehren
  • authentisch zu werden
  • Selbstverantwortung zu übernehmen
  • sich nicht(!) an Ungerechtigkeiten zu gewöhnen
  • die Spirale der Gewalt zu durchbrechen
  • gewaltfrei zu kommunizieren
Hm, ohne Gewalt aggressiv werden - geht das denn? Es geht. Denn vom lateinischen Ursprung her bedeutet Aggression lediglich, sich in die Auseinandersetzung hineinzubegeben, und das kann man fair, anständig und auf Augenhöhe tun und somit positive Veränderungen auslösen.

In reimfreien Gedichten, die der gläubige Autor immer wieder einmal einstreut, bringt er Einsichten auf den Punkt, etwa so:

Aggressiv sein dürfen
mich dem Leben stellen
dankbar würdigen was gelingt
konstruktiv einbringen was fehlt
Ärgerlich sein dürfen
Meckern und Nörgeln überwinden
...
Wütend sein dürfen
...
Zornig sein dürfen 

Pierre Stutz, Lass dich nicht im Stich - Die spirituelle Botschaft von Ärger, Zorn und Wut, Patmos-Verlag 2017, gebunden mit Schutzumschlag, 207 Seiten

Donnerstag, 18. Mai 2017

Selbstmord mit Hindernissen - vom Schicksal eines Depressiven

Manchmal scheint das Leben so anstrengend zu sein, dass man einfach nicht mehr mag. Eine Enttäuschung, eine Schwierigkeit, ein Drama folgen dem jeweils nächsten zermürbenden Problem. Doch bei den meisten Menschen sieht die Welt oft am nächsten Morgen schon wieder freundlicher aus. Anders ist das, wenn man von einer schweren Depression betroffen ist Dann kann die Idee, mit einem Suizid seinem Leben ein Ende zu setzen, um so deutlicher reifen, je mehr die Hoffnung auf Heilung schwindet.

Die Therapeutin Simone Hausladen hat aus dieser Thematik einen Roman entwickelt. Im Mittelpunkt steht Henry Laurenz, Mitte fünfzig, erfolgreich als Mitinhaber einer Steuerberaterkanzlei. Er lebt mit Ehefrau Elisa und Sohne Baptiste in einer nach außen hin mustergültigen Kleinfamilie. Insgeheim jedoch hortet er seine Schlaftabletten und plant seinen Tod penibel. Elisa gibt sich viel Mühe um ihren Mann, versucht liebevoll, ihm zu helfen, aber auch bei ihr schwindet die Hoffnung. Eigene Lebenspläne sind zu bedenken und zu bewältigen.

Den 27. Juni hat Henry als seinen letzten Lebenstag bestimmt. Rückblicke entführen die Leser und Leserinnen in Henrys Kindheit und in die junge Beziehung zu seiner Frau. Sie erklären, warum Henry nicht länger leben will. Die Beschreibung von Symptomen, Ursachen und Behandlungsmethoden, erzählerisch verarbeitet, gewährt Einblicke.

Das Weiterleben macht keinen Sinn mehr, denkt Henry. Aber ausgerechnet an seinem letzten Tag scheint ihn das Schicksal eines Besseren belehren zu wollen. Die wichtigsten Menschen seines Lebens scheinen sich verschworen zu haben - tauchen nacheinander und völlig unerwartet auf.

Ein spannendes, informatives, einfühlsam geschriebenes Buch. Allerdings hätte ein gründliches Lektorat dem Werk gut getan, um Fehlerchen und einige nicht ganz glaubwürdige Details zu entlarven.

Simone Hausladen, Ausgerechnet heute! Sterben mit Hindernissen, Südwestbuch-Verlag 2017, Paperback, 200 Seiten, 12,80 Euro.

Sonntag, 14. Mai 2017

Kreatives Schreiben - Wolfsmärchen

Christop Krelle, nach dem Medizinrad der Indianer 1988 im"Toten Wolf" geboren, hat ein Büchlein "mit exklusive Übungen" herausgegeben. Der Titel: "Kreatives Schreiben - Sag mal, wie schreibe ich ein Wolfsmärchen?". Es hat nur knapp 70 Seiten. Am ehesten geeignet ist dieser kleine Schreibratgeber für  Menschen, die eine besondere Affinität zu Wölfen haben. Leiter von Schreibwerkstätten finden Anregungen.

Interessant sind die Wolfsgeschichten, die in Gruppen geschrieben wurden. Ein Text baut auf dem eines anderen Teilnehmers, einer anderen Teilnehmerin auf. Basis sind beispielsweise das Foto eines schlafenden Wolfes oder die Tonaufnahme von Wolfsgeheul.

Im allgemein gültigen Teil zeigt das Büchlein, das nicht nur für das Schreiben von Wolfsgeschichten Anleitung bieten will, Ansätze wie diese hier:
  • Man notiere mindestens 50 Wörter - Substantive, Verben, Adjektive - auf kleine Zettel, wähle später blind fünf Zettel aus. Aus den gefundenen fünf Wörtern präge man einen Satz,indem man maximal zwei Wörter frei ergänzt. 
Oder:
  • Nach zehnminütiger Meditation schreibe man drei Sätze, nach weiterer Entspannungsphase die nächsen drei Sätze. Entspannen. Dann überprüfen: Wie zufrieden ist man mit den letzten beiden Sätzen? Was  nicht gefällt, wird verändert.

Der Autor: Dem für Wolfsgeborene typischen Auftrag zu lehren, kommt der Journalist in seinem Schreibworkshop im Wolfcenter Dörverden nach.

Christoph Krelle, Verlag Tredition 2016, Kreatives Schreiben - Sag mal, wie schreibe ich ein Wolfsmärchen? 9,95 Euro.

Freitag, 12. Mai 2017

Manfred Plinke zu Mini-Verlag und Selbstverlegern

Der Traum vom eigenen Buch - oft groß und selten ausgeträumt. Wenn es nur nicht so verflixt schwer wäre, das Werk, wenn es nach Bewältigung von Schreibblockaden und allerlei sonstiger Unbill endlich fertig geschrieben ist, erfolgreich an Mann oder Frau zu bringen ...! Da kann man guten Rat, möglichst übersichtlich dargeboten, mehr als prächtig gebrauchen. Für alle, die gerade als Debütanten die Nase voll haben von Absagen der Verlage, die trotzig denken "Dann mach ich das jetzt eben selbst!" ist das Buch "Mini-Verlag - Selbst ist der Verlag!", das nun bereits seit fünf Jahren in der 8. überarbeiteten und ergänzten Auflage vorliegt, eine nach wie vor sinnvolle Anschaffung.

Sie finden Informationen zu/r/m
  • E-Book
  • Book on Demand
  • Verlagsgründung
  • Buchherstellung
  • Buchmarketing
  • Buchhandel
  • Direktvertrieb
Das Buch enthält Checklisten für den schnellen Überblick, wie "In 50 Schritten zum Buch", zum Internetverkauf oder über die erstaunlich umfangreiche Detailarbeit von Lektorat und Korrektorat. Es ermutigt zu umfangreichen Vorüberlegungen und macht mit dem Gedanken vertraut, dass 90 Prozent aller AutorInnen und 100 Prozent der SelberverlegerInnen sich selbst darum kümmern müssen, LeserInnen für ihre Bücher zu finden.

Es geht um so wichtige Bereiche wie
  • Zukunftsmarkt
  • Amazon Kindle Direct Publishing
  • Preisgestaltung - überhaupt und bei On-Demand-Büchern
  • Gewerbeanmeldung
  • Satz und Layout
  • Auflagenbestimmung
  • Nischen
  • Umschlaggestaltung
  •  Verkaufswahrheiten
  • Direktwerbung
  • häufige Marketingfehler
  • Titelschutz
  • Lizenzen und nicht zuletzt
  • Verwertungsgesellschaften und Künstlersozialversicherung

Ein Buch zu schreiben ist verflixt nicht leicht. Ein Buch herauszubringen, und dann auch noch erfolgreich, ist eine Wissenschaft für sich. Das vorliegende Buch macht den Einstieg in diese Wissenschaft vergleichsweise leicht.

Manfred Plinke,  Mini-Verlag, 8. Auflage, Hardcover, Autorenhaus-Verlag 2012

Dienstag, 9. Mai 2017

Belastenden Kindersorgen hilfreich begegnen

Was sollen Kinder schon für Sorgen haben? Die kennen das wahre Leben doch noch gar nicht. - Wer so denkt, beweist nicht gerade viel Sensibilität oder Empathie. Ganz anders als Michael Schulte-Marktwort, der bekannte Kinder- und Jugendpsychiater. Seit über 30 Jahren ist er für junge Patienten im Einsatz; mehr als 15.000 junge Menschen hat er in dieser Zeit behandelt. Nicht zuletzt agiert er als Dolmetscher für Kinder, wenn Eltern deren Nöte nicht erkennen oder verstehen. In seinem Buch "Kindersorgen" beschreibt der Fachmann anhand von Fallbeispielen, was Kinder und Eltern belastet. Zudem hat er zehn Thesen entwickelt, um den pädagogischen Alltag an deutschen Schulen zu verbessern. Er wendet sich mit seinem Werk an Eltern, Erzieher, Lehrer und alle, die mit Kindern zu tun haben.

Themen wie diese dürften Ihnen bekannt vorkommen:
  • angemessene Compunternutzung
  • zwanghaftes Verhaltes
  • ADS und ADHS
  • Wutausbrüche
  • Scheidungsangst
Aber auch Fragen wie diese:
  • Was ist noch normal? Was ist schon krank?
  • Wann ist professionelle Hilfe für mein Kind notwendig und wo finde ich sie?
  • Was kann ich als Erwachsene/r tun, um meinen Sohn, meine Tochter kompetent und fürsorglich zugleich durchs Leben zu begleiten? 
Könnten Sätze wie diese von Ihrem Kind stammen:
  • Wenn ich ausgerastet bin, geht es mir besser. (Aggression)
  • Ich kann nicht schlafen. (Schlaf)
  • Meine Schwester ist ätzend. (Geschwister)
  • Ihr versteht rein gar nichts! (Pubertät)
  • Ich habe das im Griff. (Magersucht) 
  • Mein Körper gehört mir. (Selbstverletzung)
  • Liebt ihr euch denn gar nicht mehr? (Scheidung)
Zum Schluss gibt es anstelle einer Zusammenfassung eine Übersicht über "Kindliche Seelenlandschaften", in der Themen von A wie Aggressionen bis Z wie Zukunft kompetent, einfühlsam und inspirierend beschrieben und eingeordnet werden. Wem die Zeit für eine ausgiebige Lektüre fehlt, der wird schon nach dem Lesen dieser knapp 20 Seiten vermütlich klüger sein als zuvor - und ziemlich wahrscheinlich Lust haben, den einen oder anderen Fernsehfilm am Abend auch nach einem anstrengenden Tag nun doch ausfallen zu lassen, um sich doch ganz in das Buch zu vertiefen.
 
Der Autor: Michael Schulte-Marktwort ist ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, - psychotherapie und - psychosomatik im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und des Altonaer Kinderkrankenhauses. Er gilt als führender Experte für die Auswirkung gesellschaftlicher Entwicklungen auf Kinder und Jugendliche.

Michael Schulte-Marktwort, Kindersorgen - Was unsere Kinder belastet und wie wir ihnen helfen können, Verlag Droemer 2017, Hardcover, 368 Seiten, 19,99 Euro. 

Montag, 8. Mai 2017

Romantische Urlaubslektüre von Anne Barns: Apfelkuchen am Meer

Ich liebe Apfelkuchen! Ganz besonders mit reichlich Sahne. Aber Apfelrosentorte kannte ich bislang nicht und auch dass man Apfelbutter selbst machen kann, ohne auch nur ein Fitzelchen Butter dafür zu verwenden, war mir neu. Die Rezepte für beide Köstlichkeiten finden sich im Roman "Apfelkuchen am Meer" von Anne Barns. Der 356 Seiten starke Schmöker, ideal als Urlaubslektüre oder um im Vorfeld in Urlaubsstimmung zu kommen, spielt auf der Nordseeinsel Juist, das auch Töwerland oder Zauberland genannt wird. Dort verbringt die gelernte Konditorin Merle, die sich inzwischen auf ihr Bachelor-Diplom als Betriebswirtin vorbereitet, in ihrer Kindheit ihre Ferien. Nun kommt sie wieder, um während der Sommersaison in einem Café auszuhelfen. Frisch getrennt von ihrem Freund Frederic erlebt sie auf der Insel, auf der ihre Oma noch lebt, viele Überraschungen. Sie begegnet Geheimnissen, von denen das um das wohlgehütete Familienrezept für die Apfelrosentorte, das irgendwie durchgesickert sein muss, nur eines ist.

Die romantische Geschichte liest sich wie von selbst. Leichte Kost auf die nette Art.

Die Autorin: Anne Barns, Pseudonym von Andea Russo, hat vor einigen Jahren ihren Beruf als Lehrerin augegeben, um sich ganz aufs Bücherschreiben konzentrieren zu können. Sie schreibt am liebsten auf einer Insel, möglichst in der Nähe einer guten Bäckerei.

Anne Barns, Apfelkuchen am Meer, MIRA-Taschenbuch, 356 Seiten, 9,99 Euro.

Montag, 1. Mai 2017

Julia Cameron - Weg des Künstlers ab 60 für einen Neuanfang nach dem Arbeitsleben

Das Buch "Der Weg des Künstlers" steht seit vielen Jahren in meinem Regal - ich empfehle es immer wieder gern den Teilnehmern meiner Kreativkurse. Nun hat Cameron, inzwischen selbst Mitte 60, ein Buch herausgebracht, das ich mir nicht entgehen lassen durfte, da auch ich die 60 inzwischen überschritten habe. Der Titel: "Es ist nie zu spät, neu anzufangen - Der Weg des Künstlers ab 60".

Gespannt schlug ich es auf. Die Autorin stellt darin ihr neues 12-Wochen-Programm vor, mit dem es gelingen soll, nach dem Arbeitsleben Altes loszulassen und einen Neuanfang zu wagen. Was könnte besser helfen gegen den Blues der Rentenzeit ...?

Die berühmten Morgenseiten und Künstlertreffs mit sich selbst spielen auch in diesem Buch eine wichtige Rolle, außerdem zweimal in der Wochenende ein Spaziergang allein, um auf gute, neue Gedanken zu kommen, die bislang irgendwo in den Tiefen des Unbewussten geschlummert haben. Am Ende jeder Woche gibt es einen Wochencheck.

Was soll ich sagen: Heute früh habe ich eine dicke, dicke Kladde aufgeschlagen und drei Morgenseiten hineingeschrieben. Und es hat gut getan ...!

Julia Cameron, Es ist nie zu spät, neu anzufangen - Der Weg des Künstlers ab 60, Verlag Knaur Menssana 2017, Klappenbroschur, 380 Seiten, 14,99 Euro.

Holz schnitzen - traditionell und urban

Als Kind hatte ich - unvergessen! - mal einen Satz einfacher Schnitzmesser. Meine Eltern wussten, dass sie mir mit allem, was mit Kreativität zu tun hatte, eine Freude machen konnten. Bald darauf kaufte ich im Bastelladen passendes Holz und schnitzte ein Eichhörnchen als Buchstütze. Irgendwann ist es abhanden gekommen, was ich heute noch bedaure.

Nun liegt mir ein für Einsteiger und Fortgeschrittene konzipiertes, reich bebildertes Buch vor, das förmlich nach Holz zu riechen scheint und auch so heißt: Holz! Es ist ein Anleitungsbuch für Schnitzkünstler und alle, die es werden wollen. Max Bainbridge, der das Buch geschrieben hat, besorgt sich sein Holz nicht im Bastelladen. Er hat bessere Quellen, Epping Forest zum Beispiel, der von der Stadt London betrieben wird, und die dazu gehörige Forstverwaltung. Wer üben will, so Bainbridge, braucht billiges Holz. Nur so hat man die Freiheit, mit dem Material herumzuexperimentieren.

Acht Projekte werden beschrieben:
  1. Esslöffel
  2. Pfannenwender
  3. Kochlöffel
  4. Buttermesser
  5. Kaffeelot
  6. Schneidbrett
  7. Servierbrett
  8. Kleine Eichenschale
Zugegeben, an derlei Haushaltsgegenstände kann man gegen ein bisschen Geld mit weniger Mühe herankommen als wenn man sie selbst schnitzt, aber das macht nicht so viel Spaß.  Damit das Geschnitzte zum Schluss nicht nur praktisch ist, sondern auch noch gut aussieht, bedarf es der Oberflächengestaltung. Folglich werden beschrieben
  • Facettenoptik
  • Flämmen
  • Ebonisieren
  • Schleifen
  • Bienenwachspolitur
Damit das Werkzeug schön scharf bleibt, so der Autor, möge man es geschützt aufbewahren. Also gibt es auch gleich eine Anleitung zum Nähen einer Rolltasche. Und sollten die Messer doch einmal stumpf geworden sein, fehlt auch eine Anleitung zum Schärfen nicht.

Ob ich mal in den Keller steigen sollte, um nach meinen Schnitzmessern zu suchen? Vielleicht begegnet mir dann auch das Eichhörnchen wieder - wer weiß ...!

Max Bainbridge, Holz! Schnitzen - Traditionell und urban, Haupt-Verlag 2017, Hardcover, 144 Seiten, 26 Euro.

Kleine Männerkunde - Kuschelmonster und andere Typen

Die Sache mit den Männern und Frauen klappt ja nicht immer so gut, wie Mann/Frau sich das wünschen würde. Ob es da helfen könnte, sich im Vorfeld etwas genauer kundig zu machen. Wer das mit dem nötigen Humor tut, sollte vielleicht mal einen Blick in dieses Buch werfen: "Lass mich dein Kuschelmonster sein - eine kleine Männerkunde". Vom Trainer bis zum angeblich perfekten Mann werden da die verschiedensten Typen durchgehechelt. Die schlechte Nachricht vorab: Die meisten kommen nicht allzu gut weg. Eine Übersicht noch vor dem Vorwort gibt einen Überblick über männliche Wesen auf einen Blick, geordnet in Richtung auf
  • not bad boy
  • hod
  • good guy
Dem Vorwort stellt die Autorin ein Zitat von Coco Chanel voran: "Solange du weißt, dass Männer wie Kinder sind, weißt du alles." (An dieser Stelle erlaube ich mir eine kleine Grübelei: Ist das bei Frauen eigentlich anders? Steckt nicht in ihnen, wenn auch oft gut versteckt, noch immer das kleine, verträumte Mädchen?)

Dass das Buch sich eher an jüngere Frauen richtet, erscheint offensichtlich. Relativ jung ist auch die Verfasserin selbst: Heike Kottmann, 32, freie Autorin in München. Sie entwickelt unter anderem Entscheidungsbäume. Das vorliegende Werk ist ihr drittes.

Der Ton des Buches ist erwartungsgemäß munter. Hier zwei Beispiele:
  • Er [der Trainer] arbeitet als Tennislehrer, Surflehrer oder Skilehrer. Er ist in einem größeren Hotelkomplex angestellt, von dort aus geht er auf die Pirsch. ... Geräteverleih: Dort sitzt der Trainer gefühlte 24 Stunden am Tagen neben seinen Kollegen auf einem weißen Plastikstuhl und hört "Café del Mar". ...
  • Er [der Hipster] trägt einen Man-Bun mit Undercut und zu kurze Wollhosen, außerdem hat er einen Bart und einen sehr erlesenen Sockengeschmack (Hauptsache mit Motiv). ...
Jeder Typenbeschreibung folgt eine kleine Übersicht:
  • Das mag er: ...
  • Das mag er nicht: ...
  • Style-Accessoire: ...
  • Lieblingsfilm: ...
  • So findest du ihn: ...
Erstrebenswert erscheint nach der Lektüre eigentlich nur der perfekte Mann. Mit dem man drei Stunden lang im Stau stehen kann und sich immer noch etwas zu erzählen hat. Allerdings: Womöglich ist das schon der Mann, mit dem man seit Jahren zusammenlebt. Und wenn nicht, so Kottmann, möge man sich eben mit all den Paaren trösten, die schon seit Jahren ohne Liebe nebeneinander her leben und sich nur aus Faulheit nicht trennen. - Wie deprimierend! Und wie tröstlich zugleich ...!

Heike Kottmann, Lass mich dein Kuschelmonster sein - Eine kleine Männerkunde, Knaur-Verlag 2017, Paperback,192 Seiten, 9,99 Euro.