Donnerstag, 30. März 2017

Lauthalbs leben - mit einem behinderten Kind in einer gemeinsamen Welt

Wie die meisten Mütter freute sich auch Julia Latscha sehr auf die Geburt ihres ersten Kindes - auch wenn die Schwangerschaft nicht geplant gewesen war, nachdem sie Sebastian, den werdenden und ebenfalls vorfreudigen Vater, erst ein Jahr zuvor kennengelernt und sich sofort in ihn verliebt hatte. Von jetzt auf gleich wurde am Ende der Schwangerschaft alles anders. Die Herztöne des Kindes gaben Anlass zu Besorgnis und die Rückenmarkspritze zu Beginn der Geburt wurde von einer Vollnarkose abgelöst, nachdem die Ärze den Notfalknopf gedrückt hatten und plötzlich alles eilte und hetzte.

Als Julia Latscha, die Autorin des Buches "Lauthalb leben - Von Lotte, dem Anderssein und meiner Suche nach einer gemeinsamen Welt", zu sich kam, war ihr großer Bauch verschwunden, doch sie hielt nicht ihr neugeborenes Baby im Arm, wie sie sich das schon so lange erträumt hatte. Die kleine Lotte kämpfte auf der Intensivstation um ihr Leben, musste mehrmals reanimiert werden. Doch sie zeigte, dass sie eine Kämpfernatur war. Die kleine Lotte wollte leben - und Julia und Sebastian wollten mit ihr leben.

Die Diagnose stand bald fest: spastisch-athetotische infantile Cerebralparese, verbunden mit zahlreichen problematischen Befunden. Oppositionelles Trotzverhalten, Störung des Schlaf-wach-Rhythmus und symptomatische Epilepsie waren nur einige davon. Manchmal wünschten sie sich später, Lotte möge weniger laut und häufig schreien, aber sonst sollte sie genau so sein, wie sie nun einmal war. Das änderte sich auch nicht, als später Lottes Bruder zur Welt kam, der seine Schwester, die zwar ohrenbetäubend brüllen, aber auch ansteckend lachen kan, bald ebenso akzeptierte und liebte wie seine Eltern.

Mit farbigen Worten beschreibt Latscha die Freuden und Herausforderungen, die das Leben mit einem behinderten Kind mit sich bringt. Erzählt von Hoffnung auf Heilung - in Lourdes und anderswo, von Lottes überraschenden Fähigkeiten, die man so leicht übersehen könnte. Selbst Mutter eines seit 20 Jahren schwerbehinderten Sohnes, kann ich sehr gut nachempfinden, was sie fühlt. Aber auch wer nicht persönlich betroffen ist, wird Gewinn ziehen aus der Lektüre dieses spannend geschriebenen Buches. Gut gesetzte. berührende Worte lesen, viele Bilder vor sich sehen, die aus Worten gespeist werden, wie

  • "Lautlos glitt der Ultraschallkopf darüber. Auf dem BIldschirm sah ich hohe Wellen, die gegen Felsen schlugen. Ungetüme aus endlosen Tiefen auftauchen. Die Weltmeere schienen zu beben."
  • "Mit seinen Fingern strich er durch mein Gesicht und verteilte gerecht die verlaufende Schminke."
  • "Sie haben eine hübsche Tochter ... Lotte trägt ein buntes Sommerkleid. Ihr blonder Pferdeschwanz schwingt zu den Bewegungen ihrer Arme."
  • "Sebastian ist ausgezogen. Die Kinder leben abwechselnd bei mir und bei ihm."
  • "Das Loslassen fällt mir schwer. Lotte ist noch ein Kind. Mein Kind. Unser Kind."
Die Autorin: Eigentlich wollte Julia Latscha einmal als Entwicklungshelferin in fernen Länden arbeiten. Daraus wurde nichts. Statt dessen half die gelernte Physiotherapeutin und studierte Philosophin vor Ort und setzte sich besonders für ihre Tochter und für Inklusion ein. Sie lebt heute mit ihren Kindern Lotte und Kasimir in Berlin.

Julia Latscha, Lauthals leben - Von Lotte, dem Anderssein und meiner Suche nach einer gemeinsamen Welt, Knaur-Verlag 2017, gebunden mit Schutzumschlag, 201 Seiten, 19,99 Euro.

Montag, 27. März 2017

Familienglück - erfüllte Eltern-Kind-Beziehungen durch Anerkennung

Ich liebe Kinder - meine eigenen ebenso wie meine Stief- und Enkelkinder, was erahnen lässt, dass die meisten dieser "Kinder" erwachsen sind. Aber in ihnen allen ist ebenso wie in uns selbst noch die Seele des Kindes erhalten, das sie einmal waren. Teil des Systems Familie zu sein, ist einfach schön. Allerdings erlebt längst nicht jeder dieses "Familienglück", so der Titel des sehr lesenswertes Buches aus der Feder der Psychologen Jens Corsen und Thomas Fuchs. Viel zu oft wird der Erziehungsauftrag als Ziehen und Zerren verstanden, um das Kind nur ja in die erwünschte Richtung zu bringen. Und genau das macht beide Seiten unglücklich. Dabei kann es so einfach sein - das machen die beiden Autoren deutlich und leicht verständlich klar. Kinder brauchen vor allem eines: Liebe und Anerkennung. Sie sind wunderbare, überraschende Wesen. Es ist spannend, sie zu beobachten und herauszufinden, was alles in ihnen steckt, einfach so. Sie brauchen nicht so zu sein wie andere Kinder. Es ist eigentlich ziemlich unwichtig, ob sie eines Tages Rechtsanwalt oder Bundeskanzlerin werden oder nicht. Vielleicht liebt Ihre kleine Tochter Torten und eines Tages wird eine Konditorin aus ihr, die mit ihren Kreationen andere Menschen verzaubert. Oder Ihr Sohn wird Zimmermann und baut eines Tages Holzhäuser in Kanada. Solange sie es gern tut, solange er glücklich ist mit dem, was er macht und schafft, ist alles gut.

Corssen und Fuchs zeigen unter anderem, dass im Familienalltag
  • Ärger und Freude dazu gehören
  • eigene Bedürfnisse sein dürfen
  • mit Veränderungen zu rechnen ist
  • die Liebe gepflegt sein will
  • Entwerten niemandem gut tut
  • auf Lustgewinn und Unlustvermeidung gesetzt werden sollte
  • es wichtig ist, sich als Paar neu zu erfinden
  • man Rücksicht nehmen sollte auf den Speicher des anderen
  • schöne Visionen statt trüber Gedanken das Unterbewustsein angenehm färben
  • alles irgendwann vorüber geht - könnte man da nicht auch in den schwierigsten Situationen ruhig schon mal ein kleines Lächeln wagen?
Ein wunderbares Buch, das Mut macht und Bewusstsein schafft - über die eigenen Glaubenssätze, die so vielen Eltern im Wege stehen, und über die wunderbaren Chancen, die sie nutzen können, um das Glück genießen zu können, eine Familie zu sein.

Jens Corssen, Thomas Fuchs, Familienglück - Wie wir durch Anerkennung eine erfüllte Eltern-Kind-Beziehung erreichen, Verlag Knaur Balance 2017, gebunden mit Schutzumschlag, 304 Seiten, 19,99 Euro.

Samstag, 11. März 2017

Die Abenteuer einer jungen Musikerin in der Unterhaltungsbranche - Juhu, berühmt!

"Juhu, berühmt! Ach nee, doch nich' - Unerhörte Abenteuer einer Musikerin", so der Titel des Buches, in dem Christin Henkel von ihren Erlebnissen auf der Suche nach Berühmtheit und Liebe erzählt. Eigentlich schien alles glattzulaufen. Die junge Sängerin hatte einen Studienplatz an der Musikhochschule ergattert - was ja gar nicht so einfach ist! - und war frisch verliebt in einen Surflehrer, der sie, so dachte sie jedenfalls, bald heiraten würde. Oder doch nicht? Humorvoll und ironisch, eigenwillig, authentisch und unterhaltsam erzählt Christin von ihren Erlebnissen in der Musikbranche und im wahren Leben.

Nach dem Abitur hatte es Christin Henkels von Thüringen aus nach Berlin gezogen - zum Rumkünstlern. Fünf Jahre später nahm sie ein Kompositionsstudium in München auf. Christin war an der Musikhochschule ebenso dabei wie bei klassischen Meisterkursen oder beim Hamburger Popkurs. Aber nirgendwo gehörte sie so richtig dazu. Ein Grund könnte sein: Christin hat einen heftigen Hang zur Aufschieberitis (Wie gut ich das verstehen kann ....!) und einen gewissen Hang zum Liebeskummer. Mit Hilfe ihres tiefschwarzen Humors und mit frechen Texten kämpft sie sich fröhlich durch Leben. Erst 2013 entdeckte sie, wozu ihre Talente wirklich zu gebrauchen waren, und entwickelte einen erfolgreichen Mix aus Klavierspiel, Kabarett und Chanson Sie gewann etliche Song-Slams, tourte quer durchs Land und nahm endlich ihr erstes Album auf.

Wie rotzfrech und respektlos sie schreibt, möge dieses Beispiel verdeutlichen. Als sie aufgefordert wird, sich ein wenig auffälliger zu kleiden, so ein bisschen wie Helene Fischer vielleicht, um dann zusammen mit Peter Maffay im Fernsehgarten auftreten zu dürfen, klingt das etwa so: "... Helenes Outfit ... weiß noch nicht genau, ob es sich dabei um einen nuttigen Gymnastikanzug handelt ...". Und: "Ich bin sprachlos. Ich soll mit der transsilvanischen Wunderwarze im Schunkelgarten auftreten? Wie kommen die darauf? Haben die sich mit meiner Musik überhaupt beschäftigt?" Da wäre zum Beispiel dieser Song um Surflehrer Klaus, der Burnout hat und sein Leben lang gefangen bleibt "im Hamsterrad der Wellen": "Der Himmel ist blau, doch es graut ihm vor jedem neuen Morgen. Er kann's nicht beschreiben, aber irgendwie ist ihm alles zu viel geworden ..." Jedenfalls will Christins Badefreund Ben, der "Hobby-Dr.Sommer", dass sie ihr Album und Track 1 ihrer ersten CD nach ihrem Ex-Lover benennt. Ob sie das auch tun wird? Na ja, das müssten Sie dann schon selbst lesen ...!

Christin Henkel, Juhu, berühmt! Ach nee, doch nich', Knaur-Verlag 2017, Klappenbroschur, 271 Seiten, 12,99 Euro. 


Freitag, 10. März 2017

Gesund im Mund - über Lachen, Rückenschmerzen und Zähneknirschen

Mein Zahnarzt sagt, ich knirsche. Des Nachts. Davon bekomme ich natürlich nichts mit, aber morgens ist mein Kiefer manchmal so verspannt. Ob das gefährlich ist? Da les ich doch gleich mal nach im Buch von Dr. Hubertus von Treuenfels "Gesund beginnt im Mund". Was für ein Autorenname! Ob der wirklich so heißt? Jedenfalls ist er, so lese ich, europaweit renommiert als Zahnarzt. In seinem Buch zeigt er "erstmals das faszinierende und weitgehend unbekannte Wechselspiel von Mund, Körper und Seele". Verblüffende Falbeispile aus jahrzehntelanger Praxisarbeit soll es auch geben. Das finde ich gut Praxisbeispiele lese ich gern. Ach ja, einen eingängigen Untertitel hat das Buch auch noch: "Warum Zähneknirschen zu Rückenschmerzen führt und Lachen den Kreislauf reguliert". Autsch! Merke gerade, dass mein Rücken schmerzt. Ob ich drüber lachen sollte?

Zum Lesen des Buches muss ich die Brille zu Rate ziehen. Hellblau auf weiß geht noch schlechter als schwarz auf weiß. Zuerst ein Blick ins Inhaltsverzeichnis. Sechs Kapitel gibt es:
  1. Der Mensch und sein Mund
  2. Atmen, Saugen, Kauen, Schlucken - wie der Mund unser Leben bestimmt
  3. Wie Mund und Psyche zusammenhängen
  4. Krankheiten und Fehlfunktionen des Mundes
  5. Übungen - damit Sie wieder besser atmen, saugen, kauen und schlucken
  6. Die häufigsten Fragen rund um den Mund
Sein Beruf wurde dem Kieferorthopäden in die Wiege gelegt - auf dramatische Weise, nachzulesen im spannenden Vorwort. Als seine Mutter im siebten Monat mit ihm schwanger war, landete sie mit dem Motorrad in einem Straßengraben und verlor fast das gesamte Fruchtwasser, was das weitere Wachstum des Ungeborenen hemmte. Der kleine Hubertus kam kleiner und leichter auf die Welt als andere Babys, hatte Probleme beim Saugen und nuckelte ständig an der Flasche herum, was zu Verformungen seines Kiefers führte.
Der Autor: Dr. Hubertus von Treuenfels beteibt eine Praxis für Kieferorthopädie in Eutin. Als Experte für Systemische Kieferorthopädie und Kiefergelenkserkrankungen hält er weltweit Vorträge. An der Medizinischen Fakultät der Universität Basel hat er für seine Fachrichtung einen Lehrauftrag im Rahmen eines Masterstudienganges.

Dr. Hubertus von Treuenfels, Gesund beginnt im Mund, Verlag Knaur Menssana 2017, Klappbroschur, 240 Seiten, 18 Euro.

Rezpte und Beauty-Tipps für gesundes, strahlendes Aussehen

Ärgerlicherweise wird man ja nicht jünger mit den Jahren - und auch nicht immer schöner. Aber wahre Schönheit kommt ja von innen. Mit ihrem Buch "Schön & gesund - Rezepte und Beauty-Tipps für strahlendes Aussehen" unterstützt Stefanie Reeb diesen Gedanken. "Jeder Mensch ist schön", schreibt sie, "das ist meine Überzeugung". Zumindest trage jeder Mensch das Potenzial in sich, schön zu werden.

Das zweiteilige Buch vermittelt
  • Wissen über die Ursachen von Schönheit und fehlender Schönheit
  • Schönheitsrezepte für innen und außen. 
Die vorgestellten Schönheitsmittel, die der natürlichen Körperpflege für einen rosigen Teint, glatte Haut und seidiges Haar dienen sollen,  sind so unbedenklich, dass man sie in der Regel sogar essen oder trinken kann. Zwei Beispiele: die Mousse-au-Chocolat-Gesichtsmaske und die Kaffee-Kopfhautspülung für volles Haar.

Von vornherein zum Essen gedacht sind
  • Frühstücksrezepte, wie Frühstücks-Misosuppe oder Superbrot mit Avocado
  • Hauptgerichte, die Bauch und Seele glücklich machen, wie Blaubeer-Wildreis mit Lachs oder Polenta-Pizza mit Kürbis
  • Salat und Suppen für den kleinen Hunger, wie Karotten-Süßkartoffel-Suppe mit Harissa-Öl ode die Ultracremige Blumenkohlsuppe
  • Snacks und Kleinigkeiten für zwischendurch, wie Hanfkugeln für den Eigenbedarf oder Kokosjoghurt
  • Smoothis, Limonaden und Lassis, wie Blaubeer-Goji-Smoothie, Superfood-Limonade mit Ingwer und Kurkumawurzel oder Gurken-Dill-Lassi
  • Süßes mit Glücksfaktor, wie Basilikum-Eistörtchen mit Erdbeersauce oder Matcha- und Himbeermakronen
Hm, lecker ...!

Die Autorin: Stefanie Reeb ist leidenschaftliche Köchin, Foddbloggerin und ganzheitliche Ernährungsberaterin. Wegen vieler Lebensmittelunverträglichkeiten in ihrer Jugend beschäftigte sie sich schon früh mit gesunder, natürlicher Ernährung, kombiniert mit einer Extraportion Genuss.

Der Fotograf: Thomas Leininger ist Diplo-Fotodesignr und Journalist. Er gewann als Fotograf zahlreiche Preise.

Stefanie Reeb, Wellcuisine, Schön & gesund - Rezepte und Beauty-Tipps für strahlendes Aussehen, Verlag Knaur Balance 2017, 190 Seiten.

Donnerstag, 9. März 2017

Partnersuche, Berufe und Liebesleben

Die Suche nach Mr. oder Mrs. Right ist bekanntlich schwierig. Da kann es nicht schaden, sich gut vorzubereiten und zugleich den Humor nicht zu verlieren. Wer die amouröse Angelegenheit nicht allzu ernst nimmt, aber gewisse Tendenzen erkennen möchte, dem sei das Buch "Warum Köche gut küssen und Anwälte oft fremdgehen - Was Berufe über unser Liebesleben verraten" ans Herz gelegt. Clemens Beöthy, aus dessen Feder auch "Heirate niemals einen Udo" und "Schnacksel nie mit Axel" stammen, hat sich darin den verschiedenen Berufsbildern liebeskundlich gewidmet. Erkenntnisse aus Tausenden von Befragungen, die er als Single-Coach und Paarberater durchführte, dienten ihm als Basis.

Beöthy unterscheidet bei seinen Erhebungen überwiegende Männer-, überwiegende Frauen- und Männer- und Frauenberufe. Nach einer Beschreibung der Basics folgen jeweils Beobachtungen in Sachen
  • Flirt und Verführung
  • Jagdrevier
  • Partnerschaft
  • Sex
  • idealer Berufspartner
Wer das Glück habe, mehrere Berufe zugleich auszuüben, könne sich die Rosinen herauspicken, schreibt der Autor augenzwinkernd im Vorwort. Ich machte die Probe aufs Exempel und fand beim Vergleich von Journalistin, Designerin und Lehrerin, was in etwa meinem beruflichen Konglomerat entspricht, heraus, dass sich deckungsgleich gleich mehrere angeblich ideale Berufspartner fanden. Offenbar passen Krankengymnasten, Ingenieure, Programmierer und Pfarrer besonders gut zu mir, aber auch andere Designer, Journalisten und Lehrer. Allerdings richten sich alle Empfehlungen im vorliegenden Buch wohl eher an eher jüngere Menschen, die die Familiengründung noch vor sich haben, was auf mich eindeutig nicht zutrifft. - Die Krankengymnasten seien, so lese ich, besonders hilfreich, um die stressbedingten Verspannungen wegzumassieren. Au ja, das klingt gut - erst recht für ältere Semester!

Eine Lektüre mit Schmunzelfaktor, die die "Gehemnisse, Vorzüge und Macken von 45 Berufen" aufzeigt, "mit den besten Partnerempfehlungen und Pflegetipps".

Der Autor: Clemens Beöthy ist Beziehugscoach mit 20jähriger Berufserfahrung. Bei der täglichen Arbeit mit Singles und Paaren hat er festgestellt, dass unser Beruf Auswirkungen auf unser Liebesleben hat.

Clemens Beöthy, Warum Köche gut küssen und Anwälte oft fremdgehen, Verlag Knaur 2016,  Paperback, 332 Seiten, 9,99 Euro.


Dienstag, 7. März 2017

Verena Lugert - von der Journalistin zur Spitzenköchin

Als sie jung war, gab es zwei leidenschaftliche Berufswünsche für sie: eine richtig gute Köchin zu werden oder Literatur zu studieren. Sie entschied sich für die Literatur und führte eine gaze Weile ein höchst abwechslungsreiches Leben als Journalistin. Ihre Reportagen führten sie in Situationen und Gegenden, von denen andere nur träumen. Sie verfasste Reportagen für Stern, Geo, Merian, Neon und Annabelle.

Als sie 39 Jahre alt war, klopfte der zweite Berufswunsch so stark an in ihrem Seelengehäuse, dass sie das nicht länger ignorieren konnte. In einem Alter, in dem sie 20 Jahre älter war als andere Auszubildende, ließ sie sich zur Köchin ausbilden - ausgerechnet in der Küche des als Choleriker geltenden Gordon Ramsay Sie schuftete 16 Stunden am Tag; Erniedrigung wurde zu ihrem zweiten Vornamen. Sie lernte, dass man Spargel im kochend heißen Wsser mit den bloßen Fingern zu prüfen hat, weil man nur so den idealen Garpunkt ermessen kann. Tapfer und zäh durchschritt sie Hölle um Hölle, riskierte ihre Gesundheit, kämpfte - bis sie sich schließlich in einem bedeutenden Kochfinale wiederfand und ...  Nein, ob sie gewann, wird hier nicht verraten. Nur soviel: Wer sich auf die Lektüre dieses Buches einlässt, wird erkennen, wie zahm Kochshows sind, und sich fragen, ob das alles sich wirklich lohnt für ein paar lukullische Genüsse, die in wenigen Minuten Vergangenheit sind. Für Verena Lugert hat es das.

Man merkt dem Buch an, dass die Autorin eine Journalistin ist, die genau hinsieht und die mit Worten umzugehen weiß, die ihren ganz eigenen Stil hat. Drei Beispiele: "Es ist ein Instantkaffee aus dem Discounter, mit dem Bukett von Holzmehl, Lösungsmittel und Teer, eine Kaffee-Aberration, die man sonst nur in Südostasien auf alten jamernden Seelenverkäufern kriegt ..." (Einen solchen Kaffee darf die angehende Spitzenköchin in der Pause "genießen", dazu Brei mit einem Blechlöffel zum Frühstück essen.) "Hannah hat sich beruhigt. Das tobende Dreschen hat sich in ein abschwellend-zitterndes plonk-plonkeplonk-kk-kkk-kk verwandelt, bevor sie die Schöpfkelle nachdenklich zur Seite legt." Oder so: "Ich setze mich auf ein Bänkchen am Fluss. Es ist ein feuchter Herbsttag. Wie silberne Fäden sirrt ein feiner, wispernder Regen zu Boden, der Himmel hängt wie Blei über London."

Die Autorin: Verena Lugert, Jahrgang 1973, absolvierte die Henri-NannenSchule und pendelte als Journalistin zwischen Bali und Hamburg, bevor sie sich an der legendären Kochschule Le Cordon Bleu in London ausbilden ließ.

Verena Lugert, Die Irren mit dem Messer - Mein Leben in den Küchen der Haute Cuisine, Verlag Knaur, Hardcover mit Schutzumschlag, 272 Seiten, 19,99 Euro.

Yoga-Pause für den Job

Morgens geht mir vieles noch ganz leicht von der Hand, aber im Laufe des Tages fühle ich mich zunehmend erschöpft. Ein Kaffee nach dem anderen wäre dann für mich eine absolut suboptimale Lösung - ich bekäme nachts kein Auge zu. Ulrike Reiche schlägt in ihrem kleinen Buch "Meine Yoga-Pause für den Job - Have a break" bewusst gestaltete kleine Pausen mit Yoga vor - als wirkungsvollste und einfachste Methode für Regeneration und Entspannug. Ihre Erfahrung: Schon ein paar Minuten reichen aus, um etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Aktiv gestaltete Pausen sorgen dafür, Burnout und stressbedingten Erkrankungen keine Chance zu geben. Und den Schlaf stören diese Übungen natürlich keinesfalls.

Das Büchlein zeigt einfache Meditationen und Übungen, mit denen sich beispielsweise bei langen Autofahrten oder in Warteschlangen schnell Entspanung und neue Kraft finden lassen. Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit nehmen zu. Das gilt nicht nur am aushäusigen Arbeitsplatz, sondern auch im Home Office und bei der Familienarbeit.

Die Autorin: Ulrike Reiche ist seit 2004 als systemischer Coach und Organisationsbereiterin tätig. Ihre Schwerpunte liegen in den Themenfeldern Arbeitszeitgestaltung und betriebliche Gesundheit. Parallel bietet sie Yoga-Kurse für Privatpersonen an und arbeitet als Ausbilderin und Rerentin in Fortbildungen für Yoga- und Sportlehrer.

Ulrike Reiche, Meine Yoga-Pause für den Job, Verlag Knaur Balance 2017, 144 Seiten, 10 Euro. Von derselben Autorin gibt es auch kleine Bücher für die Yoga-Pause unterwegs und die Yoga-Pause zu Hause.

Montag, 6. März 2017

Alles, was glücklich macht ... in einem interaktiven Glücksbuch

Zugegeben, in meinem Bücherregal steht schon eine ganze Reihe von Glücksratgebern. Und ja, die Lektüre scheint geholfen zu haben: Eigentlich fühle ich mich ziemlich glücklich. Wozu also noch ein Glücksbuch? Es gibt zwei Antworten: 1. Aus reiner Neugier. 2. Weil man sich gar nicht oft genug bewusst machen kann, dass das Glück an jeder Ecke wartet - man muss es aber auch sehen.

Das Buch "Alles, was glücklich macht ...", herausgegeben von Silvia Sperling, lädt dazu ein, Glücksmomente, Glückserlebnisse festzuhalten - die größten Erfolge zum Beispiel. Interaktive Anleitungen und motivierende Fragen unterstützen dabei. Das Notieren, so ist der Plan, verhilft zu mehr Glück im Augenblick, aber auch beim späteren Nachlesen.

Das Buch startet mit einem Zitat von Altmeister Goethe: "Jeder Tag wird dir gereicht, um glücklich zu werden". Danach führen acht Kapitel durch die Aspekte des Glücks:
  1. Wissenschaftliches
  2. Glücksquellen im Außen
  3. ... und im Innern
  4. Kraft des Miteinanders
  5. Glück, das durch den Magen geht - Hm! Lecker Heidelbeer-Cheesecake! Und dann diese gesunde Mousse au Chocolat - ohne Zucker ...!
  6. wozu passt: der glücliche Geist im gesunden Körper
  7. Neugier oder: das kleine Wunder der großen Ziele oder: die lange Wanderung ins Ich
  8. wenn der Kreis sich schließt - mit einer Danksagung und einem berühmten Zitat von Oscar Wilde
Ein hübsches, kunterbunt gestaltetes Buch mit tollen Fotos (mein Favorit: der Traumfänger in der Abendsonne) und vielen Appetithäppchen zum Thema Glück. Ideal zum Verschenken, schön zum Behalten - weil es ja immer wieder gut sein kann, bewusst nicht nur für andere da zu sein, sondern auch einmal ganz unverblümt für das eigene Glück zu sorgen.

Happy Way, Alles, was glücklich macht ..., Hg. Silvia Sperling, Verlag Knaur-Balance, Softcover, 160 Seiten, 14,99 Euro.

Sonntag, 5. März 2017

Die Waldapotheke - nährende, heilende Bäume, Sträucher, Wildkräuter

Seit 2001 lebe ich in Schleswig-Holstein, zugezogen aus dem Sauerland, dem Land der 1000 Berge. Schön ist es auch hier, im Land zwischen den Meeren. Was fehlt, ist ein bisschen mehr Wald. Aber immerhin, es gibt ihn. Und bald wird es auch hier wieder sprießen. Dann klemme ich mir das Buch "Die Waldapotheke" von Dr. Markus Strauß unter den Arm und sehe nach, was es an Nährenden und Heilendem in Schleswig-Holsteins Wälder zu finden gibt.

Im vorliegenden Buch werden die Sinne bedient, das Natürliche, das Lebendige unterstützt. Es geht ganz praktisch ums
  • Riechen
  • Schmecken
  • Genießen
  • Entgiften
  • Entspannen
  • Heilwerden
  • Kräftigen
  • Vitalisieren
Mit  Zutaten aus dem Wald kann man wohlschmeckendes Wildgemüse zubereiten, Genussmittel aromatisieren und - auf der Basis von Harzen - Räucherwerk für sinnlich entspannte Stunden bereitstellen. (Man erfährt aber auch, dass die giftige und immergrüne Eibe nicht zum Räuchern geeignet ist.)

Eine Tabelle zeigt die Erkennungsmerkmale verschiedener Nadelbaumarten im Überblick, als da wären
  • Fichte
  • Waldkiefer
  • Schwarzkiefer
  • Zirbelkiefer (Arve)
  • Latsche
  • Lärche
  • Weißtanne
  • Douglasie
  • Eibe

Interessante Rezepte verführen zum Ausprobieren. Haben Sie schon einmal Fichtenbutter gegessen, Ihre Pilzgerichte mit Fichten-Würzsalz verfeinert oder Hopfenspargel als Antipasti zubereitet?

Zurück zur Natur - angesichts ausgelaugert Böden und überdüngter, gespritzter Felder ist es, wie ich finde, von besonderem Reiz, das wiederzuentdecken, was Mutter Erde kostenlos für uns bereit hält. Sehr wahrscheinlich, dass das viel besser schmeckt als jedes noch so toll designte Nahrungsmittel.

Der Autor: Dr. rer. nat. Markus Strauß ist Wildpflanzen- und Baumexperte, Buchautor, Berater und Hochschuldozent. Seit über einem Jahrzehnt beschäftigt er sich intensiv mit der Selbstversorgung durch essbare Wildpflanzen. 2015 hat er die Stiftung EssbareWildpflanzenParks gegründet.

Dr. Markus Strauß, Die Wald-Apotheke, 240 Seiten, zahlreiche Farbfotos, Verlag Knaur MensSana 2017, 19,99 Euro.

Samstag, 4. März 2017

Hagelüken will Ungleichheit in der deutschen Gesellschaft verändern

Man kann es ja kaum glauben, dass es uns Deutschen immer noch so gut geht, dass die Wirtschaft boomt, dass die Finanzkrise fast vergessen scheint. Wie kann das angehen? Und dann das: Die Reichen werden immer reicher, die untere Hälfte der Gesellschaft besitzt so gut wie keine Ersparnisse. Zehn Prozent der deutschen Bevölkerung besitzen zwei Drittel des gesamten Vermögens. Wie lange werden die übrigen 90 Prozent sich das noch bieten lassen?

In seinem Buch "Das gespaltene Land - Wie Ungleichheit unsere Gesellschaft zerstört und was die Politik ändern muss" setzt Alexander Hagelüken sich für einen neuen Gesellschaftsvertrag ein. Bei der Süddeutschen Zeitung als Leitender Redakteur für Wirtschaftspolitik zuständig, für seine journalistische Arbeit vielfach mit Preisen ausgezeichnet, hat Hagelüken diese erste selbständige Buchpublikation verfasst "aus Sorge um das Deutschland seiner vier Kinder".

Der Autor
  • zeigt, wie aus Arbeitsplätzen Jobs wurden
  • berichtet von Gewinnexplosion und Villenglück unter Stars am Starnberger See
  • stellt zu geringen Verdienst als "Todesurteil" dar, denn wer wenig Geld hat, stirbt früher
  • beklagt den Bankrott des deutschen Sparers, der nicht unbedingt weiß dass viele Griechen und Italiener mehr besitze als er oder sie
  • stellt Deutschland als Republik der Habenichtse dar und lässt seine Leser und Leserinnen eintauchen in das Leben von Margret Meier, die mit 59 Jahren diverse Putzjobs hat, weil die Einnahmen aus ihre Hauptjob als Laborassistentin nicht genügen
  • erklärt, warum Ärzte keine Krankenschwestern mehr heiraten
  • berichtet von der "neuen Bildungskatastrophe", mit interessanten Details, etwa dem, dass die Schülerleistungen in Mathematik zwischen den zehn stärksten und den zehn schwächsten Prozent um neun Schuljahre auseinander klafft
  • beklagt den Abstieg der Mittelschicht
  • gibt einen Ausblick auf eine noch "ungleichere" Welt, beherrscht von Robotern
  • ...
Nichts als Schwarzmalerei? Wohl kaum. Das spannend zu lesende Buch beruhigt nicht gerade, dafür öffnet es die Augen.

Alexander Hagelüken, Das gespaltene Land, Knaur-Verlag 2017, Paperback, 236 Seiten.