Donnerstag, 29. Dezember 2016

Proteinaholic - ein Ausweg aus Fleischsucht und Eiweißmast mit Abnehmspezialist Dr. Garth Davis

Dass zuviel Alkohol nicht gut tut, weiß ja wohl jeder. Auch dass Workaholics ein eher anstrengendes und nicht unbedingt der Gesundheit förderliches Leben führen, ist bekannt. Aber Proteinaholic, dieser Begriff war mir neu. Er ist der Titel des Buches von Dr. Garth Davis, dessen Untertitel erklärt, worum es geht: "Wie unsere Fleischsucht uns umbringt und was wir dagegen tun können".

"Ich heiße Garth, und ich bin ein Proteinaholic" - diese Überschrift leitet das erste Kapitel ein. Gleich im ersten Satz erfährt man erwartungsgemäß, dass aus dem "ist" ein "war" wurde. Jahrelang, so schreibt der Autor, habe er Proteindrinks in sich hineingekippt und fast täglich ein dickes Steak vertilgt. Auch seine Patienten habe er dazu angehalten, reichlich Proteine zu sich zu nehmen. Es sei gar nicht mehr darum gegangen, bestimmte Nahrungsmittel zu verspeisen, sondern nur noch um die gezielte Zuführung einzelner Bestandteile. Es gebe sogar Wodka mit Proteinzusatz.

"Zum Glück kann ich heute sagen, dass ich meine Proteinsucht überwunden habe. Dieses Buch ist eine detaillierte Beschreibung meiner Genesung."

  • Der erste Teil des Buches befasst sich mit der persönlichen Geschichte des Mediziners rund um das Thema gesunder oder vermeintlich gesunder Ernährung. 
  • Der zweite Teil widmet sich der Geschichte des Proteins, einschlägiger Diäten, wie Atkins- und Paleo-Diät.
  • Im dritten Teil werden Tod und Krankheit durch Protein thematisiert.
  • Der vierte Teil ist dem Genesungsplan für Proteinaholics gewidmet. Ein Wochenernährungsplan für die ersten Tage sowie eine Rezeptsammlung gehören dazu.
Ein umfangreiches Literatur- und Stichwortverzeichnis rundet das Buch ab.

Der Autor: Dr. Garth Davis - der das vorliegende Buch in Zusammenarbeit mit Dr. Howard Jacobson schrieb, ist Chirurg und Spezialist für Gewichtsabnahme. Erst als er selbst übergewichtig wurde, setzte er sich mit den Langzeitwirkungen einer proteinreichen Nahrung näher auseinander und stellte fest: Zu viel Protein macht dick, krank und müde. Ein zu hoher Fleischkonsum kann zuckerkrank machen und zu Krebs führen.

Dr. Garth Davis, Proteinaholic, Unimedica-Verlag 2016, Softcover, 429 Seiten, 19,80 Euro.

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Übersinnliches: von Astralleib bis Zehn Gebote - Lexikon des philosphischen Alltags

Als ich kürzlich auf das Büchlein "Übersinnliches" stieß, fühlte ich mich an eine Fernsehreihe erinnert, die mich vor Jahren fasziniert hatte. Ich konnte nicht widerstehen - die Neugier war groß.

Was ich fand, war zunächst einmal ein vierseitiges Vorwort, das mit diesem Satz beginnt: "Philosophie gilt weithin als Versuch der rationalen, nicht religiös geprägten Bewältigung des Übersinnlichen." Theologen und Priester, so heißt es, sei schon immer großer Respekt entgegengebracht worden; die ersten Philosophen jedoch hätten als Traumtänzer gegolten.

Bereits das Vorwort wirft interessante Fragen auf, beispielsweise, ob es so etwas wie einen eigenständigen Geist überhaupt gebe - da doch Neurowissenschaftler Gedanken lediglich als Summe der Überlagerung elektrischer Felder und damit als naturwissenschaftliches Phänomen begriffen. "Die jahrtausendealte Frage, ob ... dem Ganzen, sei es dem Menschen oder dem Kosmos, nicht doch ein nicht mit den Sinnen fassbarer Sinne innewohnt ..." entpuppe sich als Musterbeispiel für die Fabel vom Hasen und Igel. Es gebe stets mehr Fragen als Antworten.

Nach Antworten dürften Leser und Leserinnen im sich anschließenden Lexikon suchen. Dort kommen verschiedene Autoren mit Beiträgen aus dem halbjährlich erscheinenden Journal für Philosphie der blaue reiter zu Wort. Sie wollen zeigen, wie sich Begriffe wie Aura, Esoterik, Sphärenharmonie, Offenbarung oder Wahrheit philosophisch so betrachten lassen, dass man mehr erfährt vom Wesen des Menschen, als man je gedacht hätte. Mit dem vorliegenden Band soll philosophisches Denken über den universitäten Rahmen hinaus möglichst vielen Menschen nahegebracht werden. - Ein rühmliches Ansinnen. Leichte Kost mit Unterhaltungswert, die für ein breites Publikum an Nicht-Philosophen oder -Philosophie-Studenten allzu leicht verdaulich wäre, sind für mein Verständnis einige, aber längst nicht alle Beiträge - andere sind eben doch recht "wissenschaftlich". Informativ aber sind sie alle.

Das vorliegende Buch gehört zu einer vierbändigen Reihe, in der sich außerdem Philosophisches zu Krisengebieten, Wesen und Zuständen erfahren lässt. 

Dr. B. Reiter (Hg.), Übersinnliches - Lexikon des philosophischen Alltags, J.B.Metzler-Verlag 2016, 158 Seiten.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Schreibratgeber zur Plotentwicklung: 20 Masterplots von Ronald B. Tobias

Noch ein Schreibratgeber, der in der langen Reihe derselben bereits zu finden ist und vom dem meine SchreibschülerInnen bereits profitieren: 20 Masterplots von Ronald B. Tobias. Mit neuem Untertitel "Die Basis des Story--Building in Roman und Film" anstelle von "Woraus Geschichten gemacht sind" ist es 2016 im Autorenhaus-Verlag neu aufgelegt worden.

Das Buch stellt die erzählerischen Grundmuster dar, zwanzig an der Zahl, wie sie die Menschheit seit Jahrtausenden, genauer seit Aristoteles, faszinieren. Es sind so bewährte Plots wie
  • die Suche
  • das Abenteuer
  • die Flucht
  • der Underdog
  • die Metamorphose
  • die Reifung
  • das Opfer
  • die Grenzerfahrung
  • die Entdeckung
Wem würde nicht angesichts dieser Stichworte sofort ein passendes Buch, ein diesem Plot zuzuordnender Film einfallen.

Als Evangelium sieht der Autor sein Buch nicht, lediglich als Orientierungsrahmen für die Anwendung der wichtigsten Plots. Dass man von Regeln, so man sie erst einmal verinnerlicht hat, abweichen darf, ist jedem Künstler, jeder Künstlerin bekannt.Tobias empfiehlt, man möge den Plot wie einen Klumpen Ton betrachten, der "ständig neu geformt werden will". Ob man nun Drauflosschreiber oder Planer ist, ob man mehrere Plots miteinander kombinieren möchte oder doch über einen anderen, ganz eigenen persönlichen "Flugplan" durch die eigene Geschichte nachdenkt, die "20 Masterplots" und die im Buch vorgestellten, dazu passenden Geschichten bieten reichlich Anregung fürs eigene Tun.

Der Autor: Ronald B. Tobias ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Medien-Professor.

Ronald B. Tobias, 20 Masterplots, Hardcover, Autorenhaus-Verlag 2016, 320 Seiten, 24,99 Euro.

Schreibratgeber von Ray Bradbury - Zen in der Kunst des Schreibens

Dieses Buch steht schon seit Jahren in meinem Bücherschrank - nun ist es im Autorenhaus-Verlag neu erschienen: "Zen in der Kunst des Schreibens" von Ray Bradburgy. Der vielfach ausgezeichnete, 2012 verstorbene Schriftsteller (Jahrgang 1920) stellt darin Kreativtechniken vor, über die er innerhalb von 30 Jahren geschrieben hat.

Das Motto des Buches, das dem Vorwort vorangestellt wird, ist vielsagend: "Wie man den Baum des Lebens erklimmt, sich selbst mit Steinen bewirft und wieder herabsteigt, ohne sich den Hals zu brechen und den Verstand zu verlieren."

Schon als Neunjähriger hatte der künftige Autor sich entschieden, sich dem Gruppenzwang, dem er zunächst erlegen war, rasch wieder zu entziehen. Boshafte Bemerkungen seiner Schulkameraden hatten ihn zunächst dazu gebracht, seine geliebten Buck-Rogers-Comics zu zerreißen. Einen Monat später bezeichnete er seine Mitschüler als Idioten und begann erneut, die Comics zu sammeln. Drei Fragen hatten ihn offensichtlich zu diesem Entschluss getrieben:
  1. Was bringt mich um?
  2. Woran leide ich?
  3. Was ist das Heilmittel?
Das Heilmittel war in seinem Fall das Weitersammeln. Dass für die meisten Schreiben ein Leben ohne Schreiben praktisch undenkbar und kaum mehr lebenswert ist, wird bei der Lektüre des Buches schon bald klar.

Die Ausgabe in meinem Bücherschrank hatte übrigens drei Untertitel:
  1. Ideen finden durch Assoziationen
  2. Schreiben wie im Fieber
  3. Das kreative Denken befreien
Die Neuauflage hat nur noch einen: Kreativtechniken eines Schriftstellers von Weltrang. Aber das macht ja auch schon neugierig genug.

Der Autor: Ray Bradbury (1920 - 2012) hat mehr als 500 Kurzgeschichten, Romane, Gedichte, Drehbücher und Theaterstücke geschrieben, darunter Fahrenheit 451, Die Mars-Chroniken und Der illustrierte Mann. Seine weltweit gelesenen Bücher wurden teilweise verfilmt.

Ray Bradbury, Zen in der Kunst des Schreibens, gebunden, 3. Auflage, Autorenhaus-Verlag 2016, 184 Seiten, 16,99 Euro.

Sonntag, 25. Dezember 2016

Stefano Benni: Die Pantherin - skurrile Geschichten um Billard und Fischfang

Wie üblich im Verlag Wagenbach, ist das Büchlein dekorativ in rotes Leinen gebunden Der Inhalt hat es in sich. "Die Pantherin" von Stefano Benni spielt in einer düsteren Halbwelt, in der geheimnisumwitterten "Akademie der drei Prinzen". Eine besondere Geschichte - nicht nur für Liebhaber des Billardspiels. Skurrile Gestalten bilden ihr Personal, wie Tamarindo, der nur verliert, wenn er zu lange hinter der "grünen Tür" geblieben ist, oder der Mann, den sie die Mumie nennen und dessen Gesicht gelb ist wie eine verschrumpelte Zitrone.

Um Billardkönnerschaft geht es nachts, in der Männerwelt, in der die Geschichte spielt. Nur die wahren Spieler sind wichtig. Man schenkt einander nichts, aber irgendetwas, das spürt der junge Ich-Erzähler, fehlt. Dann taucht die geschmeidige Frau ganz in schwarz und mit dunkler Sonnenbrille auf: die Pantherin. Und der Erzähler weiß, was gefehlt hat in diesem Spiel: eine Königin.  Sie tritt gegen alle Spieler an und besiegt sie wortlos. Bis Jones, der Engländer, auftaucht. Die Pantherin nimmt die Brille ab, reicht Jones die Hand. Blicke treffen einander. Dann beginnt das Spiel.

Bennis Schreibstil ist berückend: "Ich sah, wie sie sich langsam, ruhig und mörderisch um den Billardtisch bewegte. Wie sie Stöße und Winkel wählte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, ihr weicher Mund halbhoffen, als singe sie innerlich in absoluter Konzentration."

Eine zweite Geschichte ergänzt den schmalen Band: Aixi. Das ist der Name eines kleinen Mädchens, das mit seinem Papa fischen geht und mit eigenen Händen acht Kilo Eisenzahn aus dem Wasser zieht und nachts davon träumt, Schwertfische zu fangen, mit blutenden Händen. Und davon, dass ihr Papa wieder gesund wird.

Der Autor: Stefano Benni, Jahrgang 1947, kam in Bologna zur Welt. Er gehört zu den bekanntesten Schriftstellern Italiens. Seine Bücher erreichen Millionenauflagen.

Stefano Benni, Die Pantherin, rotes Leinen fadengeheftet, 96 Seiten, 15 Euro.

Freitag, 23. Dezember 2016

Vegane Vorratskammer - Rezepte für selbstgemachte Nudeln, Brotaufstriche, Suppen, Soßen, Konzentrate

Zu Zeiten, zu denen es noch nicht an jeder Ecke einen Supermarkt gab, war eine gut gefüllte Vorratskammer Gold wert. Heute, da es immer mehr Nahrungsmittel gibt, die unserer Gesundheit in ihrer industrialisierten Form - entsprechende Tierhaltung eingeschlossen - wenig zuträglich sind, kann man sich über dieses Kochbuch freuen: "Vegane Vorratskammer - 111 Rezepte für eigene Nudeln, Brotaufstriche, Getränke und vieles mehr", verfasst von Miyoko Schinner.
Wer nun denkt, dass die eigene Zubereitung von Gemüsebrühen oder Joghurt allzu viel Zeit verschlingen könnte, wird bald eines Besseren belehrt. Mit vorbereiteten Teigmischungen, Soßen, Tofu und Pasta lassen sich im Nu - etwa nach einem langen Arbeitstag - leckere, vegane Gerichte zubereiten. Dass auch Rezepte für veganen Käse enthalten sind, versteht sich fast von selbst, wenn die "vegane Käsepäbstin" am Werk ist.

Es gibt Rezepte für
  • Suppen
  • Würzsoßen, wie Ale-Senf mit braunem Zucker, und Suppenkonzentrate, etwa für Tomatensuppe
  • Nudeln
  • Aufstriche
  • Milch- und Eifreies, wie selbst gemachte Sojamilch, Cashewsahne oder ölfreien, schmelzfähigen Mozarella oder Mandelfeta
  • Alternativen zu Fisch und Fleisch, wie "Unsteak" und "Unsalami" oder "Italienische Vleischbällchen"
  • Müslis, Brot und Pfannkuchen
  • Desserts
Wer nach diesen Rezepten kocht, kann sich auf relativ einfache Weise vegan ernähren und spart zugleich Zeit, Kosten, unerwünschte Zusatzstoffe und Verpackungsmüll. Die Rezepte lassen sich leicht nachkochen und die Anmerkungen der Autorin machen Lust darauf, sie auszuprobieren.

Miyoko Schinner, Vegane Vorratskammer, Verlag Unimedica 2016, 223 Seiten, 24,80 Euro.

Sonntag, 27. November 2016

TOP - Die neue Wissenschaft vom bewussten Lernen

"Herausragende Leistungen sind nicht angeboren. Es gibt kein Naturtalent, das einen zu Besonderem befähigt." Professor K. Anders Ericsson zeigt, wie man seine Leistungen stattdessen mit gezieltem Üben und bewusstem Lernen kontinuierlich verbessern kann. Er ist der Begründer der Methode des bewussten Lernens und hat nun in Zusammenarbeit mit Robert Pool ein Buch herausgebracht, das die Summe seiner wissenschaftlichen Arbeit ist. Der Titel: TOP - Die neue Wissenschaft vom bewussten Lernen".

Wer das Buch liest, erfährt Erstaunliches. Dass es das "absolute Gehör", über das nur ein Mensch unter 10.000 verfügen soll, mit entsprechender Übung geschult werden kann, um nur ein Beispiel zu nennen. 24 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren übten monatelange, vierzehn Dur-Akkorde durch Hören den passenden Noten zuzuordnen, jeweils nur ein paar Minuten pro Tag. Nach maximal eineinhalb Jahren hatten alle Kinder das, was gemeinhin als absolutes Gehör gilt. Wolfgang Amadeus Mozart lernte schon mit vier Jahren ganztags(!) bei seinem Vater das Spiel von Geige, Hammerklavier und anderen Instrumenten. Als Siebenjähriger hatte er bereits ein intensives Musikstudium hinter sich. Alles nur Begabung oder doch eher Übung?

Schön zu lesen ist auch, dass Gehirnforscher seit den 1990er-Jahren mehr und mehr erkennen, dass auch das Gehirn von Erwachsenen viel anpassungsfähiger ist, als man sich je vorgestellt hat, und dass selbst ältere Menschen mit dem richtigen Training viele neue Fähigkeiten erwerben können.

Im vorliegenden Buch beschreiben die Autoren in allen Einzelheiten, was "die richtige Art des Übens" ist und wie man sie einsetzen kann. Es gilt, die eigene Komfortzone zu verlassen und persönlich passende Strukturen zu entwickeln, die es ermöglichen, effektiv mit einer großen Menge an Informationen umzugehen.

Eine spannende Lektüre, gespickt mit Fallbeispielen.

Die Autoren: K. Anders Ericsson, Jahrgang 1947, ist Professor der Psychologie an der Florida State University. Seine Studien im Bereich der Expertiseforschung genießen hohes Ansehen. Robert Pool ist ein bekannter amerikanischer Wissenschaftsredakteu.

K. Anders Ericsson, Robert Pool, TOP - Die neue Wissenschaft vom Lernen, Pattloch-Verlag 2016, gebunden mit Schutzumschlag, 381 Seiten, 19,99 Euro.

Mittwoch, 16. November 2016

Ulrike Scheuermann: Ungeliebte Seiten annehmen und innerlich frei werden

"Das Streben nach Glück macht unglücklich!" sagt Ulrike Scheuermann. Eine provokante These, mit der die Autorin in ihrem Anwenderbuch "Innerlich frei" für eine Haltung plädiert, in der Loslassen zum Glücklichsein dazugehört. Und auch dieses Wissen:
  • Es gibt kein Glück ohne Unglück.
  • Es gibt keinen Erfolg ohne Misserfolg.
  • Es gibt keine Hochs ohne Tiefs.
Wenn das stimmt, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als die unperfekten Seiten des Lebens in unser Dasein zu integrieren. Also, so die Überzeugung der Psychologin: Weg mit dem Selbstoptimierungswahn! Wer das vermeintlich Negative in sein Leben einfließen lässt, findet die Kraft, zum Kern seines Selbst vorzudringen und innerlich zu wachsen.
 
In drei Abschnitten - Gefangen, Frei, Erfüllt - führt die Autorin durch ihr Buch. In zehn Schritten geht es
  1. um die Verlockung, fremden Zielen nachzurennen
  2. um die Verdrängung des Negativen
  3. um einseitiges Glücksstreben
  4. um Glück in unserer Zeit und Kultur
  5. um das Ziel, bei uns selbst anzukommen
  6. darum, lernen, zu verstehen statt zu urteilen
  7. darum, Schmerzen nicht länger zu vermeiden
  8. darum, ohne Plan erfüllter zu leben
  9. ums Freilassen
  10. ums Weitergehen
Eine spannende,  unterhaltsame Lektüre. Als LeserIn begleiten wir die Autorin über ihre Kindheit, in der ihre Mutter  ihr entzündungshemmende, stinkende, schwarze Ichthyolsalbe auf die kaputte Haut schmiert, bevor sie los darf zum Wandertag, über ihre erste Begegnung mit Schlauchbootlippen in Extremform im Netz bis hin zu ihrer "namenlosen Liebe" zu einem Mann namens Micha. Was Scheuermann beschreibt, erleben wir hautnah mit, denn sie versteht es, mit allen Sinnen zu schreiben. Mitmachseiten mit mal mehr, mal weniger existenziellen Fragen laden dazu ein, den Stift in die Hand zu nehmen  und damit gründlicher über sich selbst nachzudenken, als man es beim bloßen Lesen täte.
Die Autorin: Ulrike Scheuermann, Diplom-Psychologin aus Berlin, vermittelt seit über 20 Jahren psychologischer Coaching- und Seminartätigkeit neue Wege, um das Wesentliche zu leben. Das vorliegende Buch ist ihr siebtes.

Ulrike Scheuermann, Innerlich frei - Was wir gewinnen, wenn wir unsere ungeliebten Seiten annehmen, Knaur-Verlag 2016, 285 Seiten.

Dienstag, 15. November 2016

Wir Schleswig-Holsteiner - 70 Jahre, 70 Menschen

Ich mag meine Wahlheimat Schleswig-Holstein. Und ich mag Menschen. Wen wundert's da, dass ich nicht widerstehen konnte, als ich von dem Buch "Wir Schleswig-Holsteiner - 70 Jahre - 70 Menschen" erfuhr. Dass es dieses Buch gibt, ist Christian Longardt zu verdanken, dem Chefredakteur der "Kieler Nachrichten", der die Idee dazu hatte. Und dem Wachholtz-Verlag, der das Buch herausbrachte. Frank Peter sorgte als Fotograf mit tollen Aufnahmen dafür, dass es ein sehr ansehnliches Buch wurde, eines, das man sich immer mal wieder ansehen mag. Die Landschaft Schleswig-Holsteins ist eher Kulisse; die Menschen stehen im Vordergrund, im Mittelpunkt. Die Menschen und ihre Geschichten. 70 ganz unterschiedliche Menschen hat man ausgewählt. Manche, wie Ex-Politiker Björn Engholm, sind weithin bekannt, von anderen, wie Jamileh Javidpour, der Entdeckerin der Rippenqualle, haben Sie womöglich noch nie gehört.

Wer sich schnell einen Überblick machen möchte über die Porträtierten, sieht sich jeweils zwei Fotos an und überfliegt die Eckdaten: Geburtsdatum (viele aus den Fünfziger und Sechziger Jahren), Lieblingsort, Lieblingsrestaurant und Lieblingsbeschäftigung. Wer in die Texte eintaucht, erfährt viel Wissenswertes, etwa was man lernen muss, wenn man Reetdachdecker werden will, oder wie viele Halligen im nordfriesischen Wattenmehr bewohnt sind. Er oder sie begegnet Menschen wie dem Wattpostboten Knud Knudsen, dessen Arbeitszeit sich am Tidenkalender orientiert, oder Barbara Neusüss aus Gettorf, die sich so gern für das Gute engagiert.

Alles in allem: ein schönes, ein menschliches Buch. Eines für Stunden am Kamin - mit sich allein. Eines für Stunden zu zweit, in denen man gemeinsam stöbert, um sich über das Gesehene und Gelesene mit- und zwischenmenschlich auszutauschen. Mitten in Schleswig-Holstein oder ganz woanders.

Gerhard Müller, Frank Peter, Wir Schleswig-Holsteiner, 70 Jahre, 70 Menschen, Wachholtz-Verlag 2016, gebunden, 21,5 x 25,5 cm, 291 Seiten, 24,90 Euro.

Samstag, 12. November 2016

Verlagssuche, Selfpublishing und Selbstmarketing für Autoren

Ich liebe es zu schreiben und ich weiß, dass ich damit wahrlich nicht allein bin. Doch das Schreiben ist die eine Sache. Das Geschriebene an den Mann oder die Frau zu bringen, das ist etwas ganz anderes und nicht minder schwer als wirklich gute Texte zu verfassen. Weil das so ist, kann man als Autor, als Autorin jede Art von Hilfe gut gebrauchen. Hilfe, wie Sylvia Englert sie in ihrem "Autoren-Handbuch" bietet, das inzwischen bereits in 8. Auflage, überarbeitet und ergänzt, vorliegt.

Das umfangreiche Adressverzeichnis ist nur ein Pluspunkt in diesem Buch. Es enthält detaillierte Angaben, etwa dazu, an welchen Genres einzelne Verlage oder Agenten überhaupt Interesse haben und welche, oft genug Lyrik oder Kurzprosa, sie von vornherein ablehnen, so dass man sich die Mühe sparenn kann.

Daneben geht es darum
  • Fehler bei der Vorarbeit zu vermeiden
  • ein Sachbuch erfolgreich zu veröffentlichen
  • Zuschussverlage zu meiden
  • Honorare und Verträge klug anzugehen
  • erfolgreich mit einem Verlag zusammenzuarbeiten
  • für einen guten Absatz der eigenen Werke zu sorgen
Im zweiten Teil des Buches dreht sich alles um Selfpublishing, im dritten um Selfmarketing über Literaturzeitschriften, öffentliche Lesungen, Autorengruppen und Verbände, Schreibkurse und Fernschulen, Wettbewerbe und Literaturpreise sowie Förderungenn und Stipendien.

Die Autorin: Sylvia Englert hat Amerikanistik, Anglistik und Germanistik studiert. Sie war im Lektorat des Campus-Verlages tätig, arbeitet als Autorin und Lektorin, hält Schreibworkshops und Lesungen. Mehr als 50 Bücher in namhaften Verlagen hat sie bereits veröffentlicht. Damit sollte sie wissen, wie der Laden läuft - und dieses Wissen teilt sie offensichtlich gern.

Sylvia Englert, Autoren-Handbuch - Erfolgreiche Verlagssuche, Der Weg zum Buch mit Selfpublishing, Autoren-Karriere durch Selfmarketing, 8. Auflage, Autorenhaus-Verlag 2016, Hardcover, 494 Seiten, 29,99 Euro.

Donnerstag, 10. November 2016

Besser mulchen - ein Handbuch für Hobbygärtner

Herbst und Winter sind eine gute Zeit, um darüber nachzudenken, was man im nächsten Jahr anders und besser machen möchte im eigenen Garten. Wenn man ehrlich mit sich selbst ist, hat dieses Anders oft damit zu tun, dass die Gartenarbeit einem einfach über den Kopf wächst, so sehr man sich auch bemüht. Und dann kommt Ihnen vielleicht ein Begriff in den Sinn, den sie schon oft genug gehört, aber irgendwie nicht richtig ernst genommen haben: Mulchen. Mary Horsfall hat ein Handbuch zum Thema verfasst. Der Titel: Besser mulchen.

Mulch ist ein wahres Wundermittel. Er verhindert, dass Unkraut wächst. Er hilft dabei, die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Er sorgt für ein gesundes Pflanzenwachstum. Und wenn man Glück hat, ist er auch noch kostenlos. Von A wie Adlerfarne bis Z wie Zeitungspapier werden alle denkbaren Mulchmethoden vorgestellt. Die Autorin geht auch auf Probleme ein, wie etwa das Vorkommen von Schnecken im Mulch oder im Mulch scharrende Vögel. Bis auf das Foto auf dem Cover - zwei Hände voller appetitlich aussehenden Mulchmaterials - gibt es keine weiteren Aufnahmen im Buch, wohl aber liebevoll gezeichnete Illustrationen.

Die Autorin: Mary Horsfall gärtnert seit mehr als 30 Jahren nach ökologischen Grundsätzen. Mit eigenen Händen hat sie auf dem Land einen riesigen produktiven Biogarten angelegt, der 23 Jahre lang den gesamten Obst- und Gemüsebedarf der Familie deckte. Ohne Mulch wäre das kaum denkbar gewesen.

Mary Horsfall, Besser mulchen, Das A - Z Handbuch für Hobbygärtner, LV.Buch im Landwirtschaftsverlag, 68 Seiten, Broschur, 16,95 Euro.

Freitag, 4. November 2016

Silvio Vogel - Schauspieler, Soldat, Lebenskünstler

Als Schauspieler hat Silvio Vogel mit bekannten Größen wie Götz George auf der Bühne gestanden. Als Soldat ist er dem Tod mehrfach gerade so eben noch von der Schippe gesprungen, ist dem Grauen begegnet. Als Mann, der nicht länger allein leben wollte, rettete er sich in eine Ehe, die nicht hielt, war dafür Jahrzehnte lang glücklich mit einer Frau, die er nie geheiratet hat. Er hat viel gewonnen, viel verloren und wieder von vorn begonnen. Und irgendwann war er der letzte Spross seiner Familie. Seine Erinnerungen ließen ihn nicht los, quälten ihn immer wieder. Bis seine Lebensgefährtin ihn dazu ermutigte, sich alles von der Seele zu schreiben. Das tat er - aus Anlass seines 90. Geburtstages.

"Ich bin der Letzte - Träue aus 90 Jahren Leben" heißt das kleine, gerade einmal 139 Seiten starke Buch, das er in der Edition Forsbach veröffentlichte.  Wäre es weniger großzügig gedruckt worden, wären es wohl etliche Seiten weniger geworden. Der etwas telegrammartige Schreibstil lässt den Schluss zu, dass hier vieles nur angerissen wird und weitaus deutlicher und detailreicher hätte beschrieben, hätte zum Leben erweckt werden können. Ein literarischer Hohenflug ist dieser Buch wahrlich nicht. Aber authentisch ist es. Als Leser, als Leserin begegnet man einem Mann, der mit beiden Beinen im Leben stand und der sich, wie man heute wohl sagen würde, immer wieder neu erfunden hat. Es ist übrigens nicht eine Art Traumdeutungsbuch, auch wenn der Titel darauf hinweisen könnte. Aber es ist der Beweis dafür, dass ein Leben auch dann dankbar allmählich seinem Ende entgegengehen kann, wenn manche Träume sich nicht erfüllten oder einfach wieder zerplatzten. So ist das Leben. Oder, um mit Silvio Vogel zu sprechen: "Vergiss nie: Es ist nichts selbstverständlich im Leben!" Wie wahr ...!

Silvio Vogel, Ich bin der Letzte - Träume aus 90 Jahren Leben, Edition Forsbach 2016, Softcover, 139 Seiten,12,90 Euro.

Dienstag, 1. November 2016

Hochsensibilität in der Partnerschaft

Geht es Ihnen auch so: Sie nehmen alles viel intensiver wahr als viele andere Menschen? Und diese starke Wahrnehmung macht - zum Glück oder leider? - vor dem eigenen Partner nicht Halt. Dann kann das mit der Liebe eine echte Herausforderung für Sie werden. Auf Dauer glücklich zu sein in der Liebe ist bekanntlich niemals leicht. Ist aber ein Partner hochsensibel oder sind es gar beide, gilt es, die damit verbundenen besonderen Bedingungen zu kennen, um angemessen und bewusst darauf reagieren zu können.

Bedenken Sie: Ihre Veranlagung lässt sie stark reagieren auf

  •  Gerüche und Geräusche
  • Stimmungen
  • Befindlichkeiten anderer Menschen
  • unausgesprochene Erwartungen
Daher machen Sie sich grundsätzlich sehr viele sorgenvolle Gedanken über das eigene Sein und den Umgang mit anderen. Das klingt nicht unbedingt nach den besten Bedingungen für eine leicht und locker funktionierende Beziehung. Umso wichtiger ist es, mit jemandem zusammen sein zu können, der Sie zum Klingen bringt, so dass Sie ihre eigene Melodie spielen können - was natürlich auch umgekehrt gilt. Dazu sollten Sie wissen, welche Resonanz Sie erzeugen.

In ihrem Buch "Hochsensible in der Partnerschaft" erklärt Brigitte Schorr, was Hochsensibilität bedeutet und wie sie die Beziehung beeinflusst. Sie gibt praxiserprobte Tipps, wie beide Partner erfolgreich und befriedigend mit der Hochsensibilität umgehen. Sie hilft aber auch, die eigene Prägung schätzen zu lernen und so ein zufriedener Partner, eine ausgeglichene Parterin zu werden. Dadurch macht sie Hochsensiblen Mut, trotz mancher Schwierigkeiten eine Partnerschaft einzugehen und sich liebevoll in diese einzubringen.

Mit zwei im Buch abgedruckten Tests können Sie herausfinden, ob Sie eher hochsensibel sind oder nicht.

Die Autorin: Brigitte Schorr studierte Soziologie, Verhaltens- und Erziehungswissenschaften. Sie ist Gründerin und Leiterin des Instituts für Hochsensibilität. Sie hält Kurse und Vorträge zum Thema und unterstützt als psychologische Beraterin und Trauma-Therapeutin die Anliegen hochsensibler Menschen.

Brigitte Schorr, Hochsensible in der Partnerschaft, Hardcover mit Schutzumschlag, 214 Seiten, 17,95 Euro.

Dienstag, 25. Oktober 2016

Gefahren falschen Trainings für Kinder in Sportvereinen erkennen und vermeiden

Als ich noch als Sekretärin meine Brötchen verdiente und nach Feierabend zum Sport ging, überraschte mich mein damaliger Chef mit der Bemerkung: "Sport ist Mord!" Der ist selbst nur zu faul, um sich zu bewegen, dachte ich. Immerhin war er ebenso erwachsen wie ich und musste wissen, was er tat. Wie aber ist das mit den Kindern, die wir in bestem Glauben in die Sportvereine schicken, weil Sport schließlich gesund ist und im besten Fall auch noch Spaß macht? Glaubt man Werner Bartens, dann tun wir ihnen damit nicht unbedingt einen Gefallen. Kaputte Hüften, Knie und Wirbelsäulen auf Grund falschen Trainings seien keine Seltenheit, schreibt er. Sport werde zur Gefahr, wenn sich der Dillentantismus vieler Jugendtrainer mit dem Überehrgeiz der Eltern paare.

In seinem Buch "Verletzt, verkorkst, verheizt - Wie Sportvereine und Trainer unsere Kinder kaputt machen", warnt er vor
  • Trainern ohne Ausbildung
  • obskuren Methoden und
  • gesundheitlichen Schäden
Die Zahlen sprechen für sich: 1,5 Millionen Sportunfalle passieren jährlich in Deutschland. 53 Prozent davon entfallen auf den Vereinssport - auf Fuß-, Hand-, Volley- und Basketball. 80 Prozent aller Sportverletzungen ließen sich vermeiden, wenn Sportler
  • richtung aufgewärmt und trainiert werden würden
  • sich bei Beschwerden und Infekten an das Sportverbot hielten
All das klingt nach guten Gründen, um innezuhalten und nachzudenken, um sich zu informieren - vielleicht mit Hilfe des vorliegenden Buches? Der Autor warnt unter anderem eindringlich davor, trotz Erkrankungen an Wettkämpfen teilzunehmen und den Körper nach Verletzungen zu früh wieder zu belasten. Er warnt vor lebenslangen Schäden, nicht zuletzt durch Kopfbälle und Stöße, "immer auf die Rübe". Er enttarnt Fairplay und Teamgeist als Mär, weil es mehr um Erfolg gehe als um Fairness. Er hält so gar nichts von Krafttraining bei Kindern, weil dort, anders als etwa beim Ballsport, kein Körpergefühl entwickelt werde.

Aber er gibt auch Empfehlungen
  • für den idealen Trainingsaufbau
  • für den Jugendsport schlechthin 
  • angemessene Trainingsformen, je nach Alter
  • was Trainer beachten sollten
  • wie Fairplay, Respekt und Anstand vermittelt werden können
  • ...
Der Autor: Dr. med. Werner Bartens ist kein Sportgegner per se. In seiner Jugend hat er Fußball und Tischtennis gespielt. Heute joggt er, spielt Tennis und Altherrenfußball. Wenn er nicht auf Sportplätzen unterwegs ist, arbeitet der vielfach ausgezeichnete Arzt und Journalist als Leitender Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung.

Werner Bartens, Verletzt, verkorkst, verheizt, Droemer-Verlag, Hardcover mit Schutzumschlag, 224 Seiten, 14,99 Euro.

Montag, 24. Oktober 2016

Mama Trauma - Warum Männer sich nicht von Frauen führen lassen

Werner Dopfer, Diplompsychologe und als Coach für namhafte Unternehmen tätig, ist davon überzeugt, dass Frauen die besseren Führungskräfte sind. Seine Beobachtungen führten zu einem ernüchternden Ergebnis: In der Domäne der Macht wollen die Jungs unter sich bleiben - Frauen stören da nur. Das Mama-Trauma sorgt in Wirtschaft und Politik für die Angst vor starken Frauen. Zugleich, so schreibt er, seien Frauen sich ihrer Stärken zu wenig bewusst und wüssten nicht, wie speziell sie Männer führen müssten. In seinem Buch "Mama Trauma" zeigt er, wie gerade das gelingen kann.

Das Buch berichtet über
  • den friedlichen Machtwechsel in Deutschland (von Schröder zu Merkel)
  • fähige Frauen und männliche Verhinderer
  • fragile Männerseelen und die Folgen für die Führungskultur
  • feminine Führung
  • die Zukunft der Führung oder den "Geta-Gender"-Führungsstil 
  • weibliche Rivalität und Konkurrenz
  • das Beste von beiden Geschlechtern in einer Person
  • die Vorteile weiblicher Führungskräfte auf Basis der Hirnforschung
  • ...
Knackige Zitate leiten jedes Kapitel ein, wie
  • Wer nicht versteht, dass Macht das stärkste Erotikum der Menschheit ist, wird niemals Pollitik und Gesellschaft verstehen. (Franz Werfel)
  • Frauen sind wie Teebeutel. Sie wissen nicht, wie stark sie sind, bis sie in heißes Wasser kommen. (Eleonor Roosevelt)
  • Wenn eine Frau zur Realität durchdringt, lernt sie ihren Zorn kennen, und das heißt, sie ist bereit zu handeln (Mary Daly) 
Es geht Dopfer nicht darum, Listen von bekannten und besonders erfolgreich führenden Frauen aufzustellen. Er möchte auch nicht über Frauen berichten, die Geschichte schrieben. Stattdessen ist es ihm wichtig, "die weiblichen Besonderheiten und ihre damit verbundenen sehr guten Voraussetzungen für eine moderne und psychologisch kluge Führung aufzuzeigen".
Der Autor: Werner Dopfer praktiziert seit über 20 Jahren als Psychotherapeut, Managementberater und Supervisor. Außerdem ist er als Notfallpsychologe für Kriseneinsätze ausgebildet. Bisher sind aus seiner Feder erschienen: "Mut, Moral und Menschlichkeit - Führung ohne Selbstbetrug" und "Seelenscherben".

Werner Dopfer, Mama Trauma - Warum Männer sich nicht von Frauen führen lassen, Knaur-Verlag 2016, gebunden, 224 Seiten, 16,99 Euro.

Mehr Glück durch weniger Tun

Haben Sie es auch verinnerlicht, dass wir hart arbeiten müssen für unser Glück? Dass wir es nur durch Disziplin zu etwas bringen in unserem Leben? Berufliche und persönliche Anforderungen werden immer größer und wir versuchen, Schritt zu halten - besser, schneller, noch perfekter. Nur unser Talent und unsere Geschwindigkeit machen unseren Erfolg aus? - Was für ein Stress! Wohlbefinden, Beziehungen und Produktivität bleiben auf der Strecke. Dabei, so Dr. Emma Seppälä in ihrem Buch "Der Trick mit dem Glück", beschleunigt eher das Streben nach Glück unseren beruflichen und privaten Erfolg.
Ihr Vorschlag: einen Gang herunterzuschalten und unsere Leistungsfähigkeit dadurch zu steigern, dass wir uns auch die wichtige Zeit für uns selbst nehmen. "Forschungen der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass Glück nicht das Resultat, sondern vielmehr der Wegbereiter des Erfolgs ist."
In ihrem Praxisbuch zeigt sie sechs wissenschaftliche belegte Wege zu mehr Wohlbefinden und Erfolg im Leben auf. Sie zeigt, wo die verborgenen Vorteile der Ruhe zu suchen und der geheime Zugang zur Kreativität, die als wichtigste Fähigkeit in der heutigen komplexen Geschäftswelt gilt, zu finden sind. Sie zeigt den Weg auf zu einer erfolgreichen Beziehung - zu uns selbst. Und sie verrät den Trick mit der Freundlichkeit und warum Mitgefühl mehr zum Erfolg beiträgt als Egoismus.

Die Autorin: Emma Seppälä ist wissenschaftliche Leiterin des Zentrums für Mitgefühl und Altruismusforschung an der Stanford University. Sie hat das Online-Magazin Fulfillment Daily gegründet und veröffentlicht regelmäßig Beiträge in Psychology Today und Harvard Business Review. Sie berät Führungskräfte und ist als Rednerin in Unternehmen und Regierungsinstitutionen gefragt.

Dr. Emma Seppälä, Der Trick mit dem Glück - Mehr erreichen durch weniger Tun, Hardcover mit Schutzumschlag, Verlag Knaur Balance, 272 Seiten, 18 €.

Einzigartig sein und so leben, wie man sich selbst gefällt

"Be YOUnique" heißt das Buch von Katja Sterzenbach. Was für ein nettes Wortspiel, eine Zusammensetzung aus you wie du und unique wie einzigartig. Der Untertitel macht es gleich noch ein bisschen deutlicher: Lebe dich selbst, so wie du dir gefällst. Ich musste zweimal lesen. Steht da wirklich lebe und nicht liebe? Tut es.

Was wollen Sie wirklich in Ihrem Leben? Eine Frage, auf die es wahrscheinlich auch für Sie keine schnelle und einfache Antwort gibt. Auch die Autorin stellt sich diese Frage, seit sie denken kann. Und sie findet immer wieder dieselbe Antwort: glücklich sein. Als sie sich allerdings wegen eines großen schwarzen Melanoms mit dem Tod konfrontiert sah, stellte sie fest, dass sie sich bisher viel zu wenig um sich selbst gekümmert und sich viele Dinge nicht erlaubt hat, weil sie dachte, sie sei es nicht wert. Und das sollte unbedingt anders werden.

In ihrem Buch geht es nicht so sehr um Selbstoptimierung, sondern mehr um eine Steigerung der Selbstwirksamkeit. Viele Fragen, Vorschläge, Übungen und Rezepte sollen dazu führen, sich selbst besser kennenzulernen und das einzigartige Leben zu leben, das man eben doch verdient hat. Einige inspirierende Seiten warten darauf, ausgefüllt zu werden, wie zum Beispiel 100 Dinge, die mir
  • gut tun
  • die mich entspannen
  • die mich zum Lachen bringen
Das Konzept "Be YOUnique" umfasst die Bereiche Selbstreflexion, Bewegung, Ernährung, Meditation und Engagement. Es beinhaltet kreative Ideen zum Innehalten, Sich-selbst-Wahrnehmen, Entspannen und Fit-Werden. 
Katja Sterzenbach, Be younique, Verlag Knaur Balance 2016, Klappbroschur, 205 Seiten, 19,99 Euro.

Dienstag, 18. Oktober 2016

Peter Schmidt - als Asperger-Autist auf Weltreise

Traditionsbewusste Menschen sammeln Münzen oder Briefmarken, Heide Simonis sammelt Kaffeekannen, ich sammele schöne Bücher und der Autist Peter Schmidt, der sammelt Straßen. Was damit gemeint ist, das zeigt sich in seinem neuen Buch, das im Patmos-Verlag unter dem Titel "Der Straßensammler - Die unglaublichen Erlebnisse eines autistischen Weltreisenden" erschienen ist.

Obwohl der Autor als Autist Überraschungen scheut, folgt er gern seiner Reisesehnsucht. Mehr noch, eigentlich fühlt er sich nur dann wohl, wenn er auf Tour ist. Und dabei erlebt er auf seine ganz persönliche Weise Bizarres. Bei der Beschreibung seiner Erlebnisse bedient er sich seiner ganz eigenen Sprache, unterhaltsam und humorvoll. Auf einfachen Karten sind seine umfangreichen Reiserouten abgedruckt worden. Sechzehn Reisefotos in der Mitte des Buches gewähren Einblick.

Schmidt schreibt über seine Erlebnisse nicht nur auf den Straßen in Reutlingen sondern auch in/im/auf
  • Kenia
  • Island
  • Südpazifik 
  • Australien
  • Österreich
  • Sibirien, Russland
  • Bolivien
  • Namibia
  • Hawaii
  • den Fidschi-Inseln
  • Papua-Neuguinea
  • Karakorum, östliche Seidenstraße
  • Tibet
  • Tansania
  • Amerika
  • Argentinien
  • der indonesischen Inselwelt
  • der Sahara - obwohl straßenlos
  • Spanien
  • Laos
  • Iran, westliche Seidenstraße
  • Indien
  • Südafrika
  • Äthiopien
  • Syrien
  • Jordanien
  • Alaska
  • China
Ein Textauszug (aus "Die tür-und torreichste Straße - Namibia) möge den besonderen Schreibstil des Autors verdeutlichen: "Mittlerweile habe ich meine Frau Martina gefunden und straßensammle nun auch gerne mit ihr gemeinsam. Dieses Mal durchfahren wir, die Mau, wie ich Martina nenne, und ich, auf einer endlosen Straße wildes, grellgelbes, vertrocknetes Land, das unter azurblauem Himmel und sengender Sonne am Autofenster vorbeizieht. Und da empfangen wir nun beim Suchen nach einem Sender völlig überraschend dieses für diese wüstenartige Gegend so unwirkliche, deutschsprache Radioprogramm mit deutsch-kulturellem Gesang." 

Der Autor: Dr. Peter Schmidt ist promovierter Geophysiker und IT-Experte. Erst im Alter von 41 Jahren entdeckte er zufällig, dass er Autist ist und unter einem ausgeprägtes Asperger-Snydrom leidet. In den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften ist er hochbegabt. Menschliche Kommunikation dagegen ist ihm oft ein Rätsel. Peter Schmidt, mit einer Frau gesegnet, die ihn versteht, ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Peter Schmidt, Der Straßensammler - Die unglaublichen Erlebnisse eines autistischen Weltreisenden, Patmos-Verlag 2016, Softcover,283 Seiten, broschiert, 19,99 Euro.

Montag, 10. Oktober 2016

Louise Jacobs, die Frau, die loszog, um endlich Cowboy zu werden

Dieses Buch ist eine wahrhaft ungewöhnliche Lektüre. Nie zuvor hätte ich von einer deutschen Frau gehört, die sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich Cowboy zu werden. Louise Jacobs, Familienmitglied der bekannten Kaffeeröster-Dynastie, ist eine solche Frau. Ihr privilegiertes Leben als Schriftstellerin, die frei von Geldsorgen ist, ihr Dasein in Zürich und Berlin, erschienen ihr immer mehr als Gefängnis, ja geradezu als Qual. Das wurde so schlimm für sie, dass sie eines Tages dachte, sterben zu müssen, wenn sie nicht endlich loszöge, um ihren Traum zu realisieren und sich dadurch selbst zu finden. Aber, das war ihr nach den ersten Besuchen in Montana klar geworden, sie würde Fertigkeiten erwerben müssen, wenn sie als Arbeitskraft auf einer Ranch akzeptiert werden wollte. Pferde waren ihr immer wichtig gewesen, reiten konnte sie schon. Aber wie warf man ein Lasso? Oder wie und wo lernte man Hufschmied, eine Tätigkeit, die angeblich nichts für Frauen sei und schon so manchen Mann in den Rollstuhl brachte?

Das Buch "Louise sucht das Weite" ist eine kurzweilige Lektüre, angefüllt mit ausdrucksstarken Wortgebilden und bildhaften Vergleichen, über eine besondere Frau, die jeden Warmduscher und jede Warmduscherin nachdenklich machen könnte. Louise träumt davon, morgens bei Sonnenaufgang in den kühlen Morgen zu reiten oder bei strömendem Regen durch die Wiesen zu streifen. Wenn es nicht gerade ein milder, sanfter Sommerregen ist, wer könnte das dann schon von sich behaupten ...

Die Autorin: Louise Jacobs, Jahrgang 1982, schrieb mit 22 Jahren ihr erstes Buch. Mit "Café Heimat" gelangte sie auf Platz zwei der Spiegel-Bestsellerliste. Auch "Fräulein Jacobs funktioniert nicht mehr" wurde zum Bestseller. Louise Jacobs schreibt, malt, fotografiert, macht Musik und lebt heute in Vermont, USA.

Louise Jacobs, Louise sucht das Weite, Knaur-Verlag 2016, 19,99 Euro.

Sonntag, 9. Oktober 2016

Rechtsanwalt hilft mit 25 Musteranschreiben, sich gegen Unrecht zu wehren

Es tut weh, übers Ohr gehauen zu werden. Dennoch wehren sich viele Menschen nicht oder nicht effektiv genug - einfach weil sie nicht richtig wissen, wie. Oder weil sie vor den großen Konzernen, die einfach so viel mächtiger erscheinen, unnötig viel Respekt haben. Dabei ist das Recht oft auf ihrer Seite. Das will Rechtsanwalt Achim Doerfer deutlich machen. In seinem Buch "Die große Abzocke - Wie Konzerne systematisch die Kunden übers Ohr hauen",das er "allen ehrlichen Kaufleuten" widmet, klärt er auf. 25 im Buch abgedruckte Musterschreiben sollen helfen, aktiv um das eigene Recht zu kämpfen, statt sich einschüchtern und abspeisen zu lassen.

Dabei setzt er sich durch Informationen und Fallbeispiele unter anderem auseinander mit
  • falschen Abrechnungen bei Telefon- und Internetanbietern
  • den hohen Kosten falscher Beratung bei Banken
  • dem Verkauf gebrauchter Ware zum vollen Preis bei Internethändlern
  • Versicherungen, die verkaufen, was man nicht braucht
  • der Frage, warum die Selbstkontrolle der Konzerne versagt
Der Autor: Achim Doerfer ist Rechtsanwalt in Göttingen. Als Experte des Radiosenders detektor.fm beantworter er regelmäßig zum Thema Gerechtigkeit. Auch in Zeitungen und Zeitschriften hat er sich zu vielen alltäglichen Rechts- und Gerechtigkeitsfragen geäußert.

Achim Doerfer, Die große Abzocke - Wie Konzerne systematisch die Kunden übers Ohr hauen, Knaur-Verlag 2016, Paperback, 313 Seiten.

Samstag, 8. Oktober 2016

Die eigene Kreativität auf dem Weg der Heldenreise entdecken

Hand aufs Herz - lieben Sie Ihre Kreativität? Kennen Sie den Künstler in sich? Für manch einen mag das gar keine Frage sein, andere haben sich womöglich noch nie mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Wenn Sie jetzt finden, dass jenseits Ihres durchstrukturierten Alltags eine Reise zu Ihrer eigenen Kreativität längst überfällig ist, wird Ihnen das Buch "Liebe deine Kreativität" von Jessica Lütge sehr entgegenkommen. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, ihre Leser und Leserinnen in die farbenfrohen Landschaften ihres Inneren zu führen und sie ihre eigene spontane Kreativität finden zu lassen.

In ihrem Buch bedient sie sich der klassischen Heldenreise, wie man sie aus der Literatur und nicht zuletzt aus zahlreichen Hollywood-Produktionen kennt. Und das funktioniert so:

Man lebt in seiner gewohten Welt so lange, bis von irgendwoher unüberhörbar der Ruf kommt, die vertraute Situation zu verlassen. Und schon geht das Theater los: Nein,  ich will nicht! Das klappt doch nie! Etwas später denkt man über den nötigen Proviant nach. Was brauche ich, wenn ich mich vielleicht doch auf den Weg machen würde? Ein neues Gefühl, eine Ahnung kommt auf: Es könnte tatsächlich schön sein. Hoppla! Was war das? Natürlich, ein Stolperstein. Da muss ein Mentor her, ein Helfer, der dem Helden zur Seite steht. Vor weiteren Stolpersteinen und Prüfungen kann auch der nicht bewahren - die gehören einfach dazu. Doch dann, irgendwann, ist es geschafft, das "Elexier der Weisheit" ist die verdiente Belohnung. Mit Gaben gesegnet und für immer verändert macht der Held, die Heldin sich auf den Weg zurück  in die alte Welt. Im Buch sind wir inzwischen wohbehalten bei Station 12 angekommen: Meisterschaft - du bist bei dir und einem inneren Künstler angekommen.

Die Heldenreise wird durch viele Übungen untermalt, die immer gleich aufgebaut sind:
  • Bunte Basis
  • Das brauchst du
  • Dein innerer Künstler lächelt, weil ...
  • Deine Mitmach-Möglichkeiten
  • Das meint Micha, Katharina, Kiki, Sarah ... = kurze Erfahrungsberichte, die das jeweilige Thema abrunden
Alles in allem: ein kunterbuntes Mutmach- und Mitmachbuch auf dem Weg zur eigenen Kreativität.

Die Autorin: Dr. Jessica Lütge ist psychologische Beraterin, Grundschullehrerin und Buchautorin. Sie unterrichtet kreatives Schreiben und künstlerischen Ausdruck und weiß daher, wie wichtig der künstlerische Ausdruck für jeden Menschen sein kann. 

Jessica Lütge, Liebe deine Kreativität - Lass den Künstler in dir lächeln, Silberschnur-Verlag 2016, Paperback, 187 Seiten, 14,95 Euro.



Donnerstag, 6. Oktober 2016

Hautnah - alles über das größte Organ des Menschen

Fühlen Sie sich wohl in Ihrer Haut? Oder würden Sie gern öfter einmal aus der Haut fahren? Wussten Sie, dass Ihre Haut knapp zwei Quadratmeter groß ist? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, welch wichtiges, hochsensibles Kommunikationsmittel unsere Haut ist. Keine Erregung, kein Sex ohne sie.

In ihrem Buch "Hautnah" erklärt TV-Hautärztin Yael Dagmar Adler informativ und unterhaltsam alles, was wissenswert ist rund um unser größtes Organ. Tabus gibt es nicht. Auch Pusteln, Falten und Fußkäse werden eingehend behandelt. Wir lesen über süßen Selbstbräuner, Sonnenschutz und Botox, über Liebesseen und Partnerschaft, über das gedrehte Dreieck im alternden Gesicht oder die Gefahren von Tätowierfarben, die wie Zeitbomben wirken. Wir erfahren, warum Sex schön macht oder warum Männer keine Cellulite bekommen. Wir lesen, inwiefern in unserer Haut ganz schön viel Hirn steckt und dass unsere Haut der Spiegel unserer Seele ist, dass sie von fehlendem seelischen Gleichgewicht und Stress ebenso erzählen kann wie vom Zustand unserer Organe und unseren Essgewohnheiten. Wer die Spuren lesen kann in diesem großen Archiv unserer Haut, ist klar im Vorteil, erfährt über das Sichtbare  manch Wichtiges über das Unsichtbare.

Zum Schluss ein Beispiel zum lockeren und anschaulichen Schreibstil der Autorin, zu lesen in der Einleitung zum zweiten Kapitel "Zwischen den Stockwerken": "Wir verlassen nun das erste Untergeschoss, die Oberhaut, und bewegen uns in Richtung zweites Untergeschoss, zur Lederhaut. Doch zunächst halten wir noch einen Moment inne und betrachten die wellige Geschossdecke, die beide Etagen voneinander trennt und gleichzeitig auch verbindet. Denn hier ist einiges los. ..."

Die Autorin: Yael Dagmar Adler, promovierte Humanmedizinerin, Fachärztin mit einer Zusatzausbildung zur Phlebologin, ist seit 2007 als Hautärztin niedergelassen und seit 2009 Dermatologin beim European Prevention Centre und dem Herzinstitut Berlin. Seit 2003 ist sie als TV-Hautärztin und Gesundheitsexpertin bei verschiedenen Fernsehsendern zu sehen.

Yael Adler, Hautnah, Alles über unser größtes Organ, 336 Seiten, Klappenbroschur, Verlag Droemer, 16,99 Euro.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Älterwerden - Weichen stellen für eine selbstbestimmte dritte Lebenshälfte

Das Leben geschieht, während wir noch Pläne machen. Heißt es nicht so? Hm, soll das also bedeuten, wir sollten lieber planlos leben? Ich finde,  es beruhigt irgendwie, wenigstens die grobe Richtung zu wissen. Das gilt besonders dann, wenn wir älter werden. Die Zahl der Chancen, entscheidende Weichen zu stellen, nimmt frustrierenderweise mit zunehmendem Alter ab. Andererseits nimmt die Lebenserwartung tendenziell zu, so dass sich neue Chancen ergeben. Diese Chancen, das eigene Alter bewusst zu gestalten, gilt es jetzt zu nutzen und rechtzeitig über die eigene Lebensform im Alter nachzudenken.

"Weichen stellen" heißt das Buch, das Josef Epp zum Thema geschrieben hat - in Reflexionen und Interviews, mit Bildern und Gedichten.Der Untertitel: "Inspirationen für eine selbstbestimmte dritte Lebenshälfte". Wow! Das Leben hat sogar drei  Hälften? Das klingt ermutigend.

In kurzen Interviews und mit einer Checkliste "Grundsätze für die Vorsorge" kommen zu Wort:
  • Schwester Pia und Schwester Clara vom Konvent der Benediktinerinnen des Klosers St. Johann in Müstair, Graubünden
  • Prof. Dr. Cornel Sieber, Direktor des Instituts für Biomedizin des Alterns an der Universität Erlangen-Nürnberg
  • Konstantin Wecker, Poet, Sänger und Komponist
  • Dr. Wolfgang Pflederer, Internist und Kardiologe und Ärztlicher Direktor der Klinik für Integrative Traditionelle Chinesische Medizin in Illertissen
Fragen, die sich ergeben:
  • Möchte ich generationsübergreifend wohnen?
  • Möchte ich mit kreativen Lebensformen aller Art experimentieren?
  • Wie kann ich den Schatz meiner Lebenserfahrung nutzen?
  • Welche Möglichkeiten habe ich, bisher Versäumtes nachzuholen?
  • Wie kann ich eine dankbare Haltung dem Leben gegenüber kultivieren?
  • Wie finde ich in der letzten Lebensphase zu Zufriedenheit und Einverständnis? 
"Wir Menschen sind mit Neugierde und Interesse ausgestattet, wir wollen über den Augenblick hinaussehen und fragen nach Zusammenhängen und Bedeutung", so heißt es im Kapitel "Zeit des Reifens - spannende Fragen". Und weiter: "Für ältere Menschen geschieht dies oft mit großer Ernsthaftigkeit und Tiefe. Der Blick wird offen für Perspektiven, die lange im Hintergrund standen."
Der Autor: Josef Epp, Jahrgang 1957, ist Religionslehrer, Klinikseelsorger und Referent in der Erwachsenenbildung. Der verwitwete Vater dreier erwachsener Kinder lebt im Allgäu.

Josef Epp, Weichen stellen - Inspirationen für eine selbstbestimmte dritte Lebenshälfte, Patmos-Verlag 2016, Hardcover, 174 Seiten, 16,99 Euro.

Mit Selbsthypnose Blockaden überwinden, Ängste besiegen, Stärke gewinnen

Als zertifizierte Hypnosetherapeutin hilft Tatjana Strobel ihren Klienten, ihre Ziele und Wünsche im Unterbewusstsein zu verankern und so die richtigen Samen zur Erfüllung ihrer Wünsche zu säen. In ihrem Buch "Mesmerize it! Mit Hypnose zum Erfolg" zeigt sie ihren Lesern und Leserinnen, wie sie Blockaden überwinden und Selbstbewusstsein gewinnen können.

In sechs Kapiteln zeigt die Autorin
  1. was Hypnose überhaupt ist
  2. wie man die eigene Lebensgeschichte möglichst detailreich aufschreiben kann
  3. wie Hypose ihre Klienten geholfen hat, einschränkende Lebensmuster zu überwinden
  4. wie man erfolgreich mit der Mesmerize-it-Technik umgeht
  5. wie man sein eigener Hypnose-Coach wird und sein persönliches Mesmeriz-it-Hörbuch erstellen kann 
  6. wie man die Mesmerize-it-Technik einsetzt, um innere Blockaden aufzulösen
Wie sich an dieser Übersicht unschwer erkennen lässt, genügt es nicht, das vorliegende Buch einfach nur zu lesen oder gar zu überfliegen; man sollte damit arbeiten. Das braucht Zeit. Für das zweite Kapitel stellt die Autorin beispielsweise anheim, mehrere Tage mit der darin gestellten Aufgabe zuzubringen.Zeit braucht auch das Erstellen des eigenen Hörbuches, auf das Botschaften an das eigene Unterbewusstsein aufgesprochen werden. Das kann beispielsweise der "Süßwaren-Stopp" sein, bei dem ein zunehmender Ekel gegenüber Süßigkeiten und ungesunder Kost ebenso suggeriert werden soll wie die Vision, Woche für Woche schlanker und leistungsfähiger zu werden.

Ein im Buch abgedruckter Link führt über einen Code zum kostenlosen Download einer geführten Trance.

Tatjana Strobel, Mesmerize it! Mit Hypnose zum Erfolg, Knaur-Verlag 2016, Paperback, 240 Seiten, 9,99 Euro.

Ankreiden! - 50 kreative Do-it-yourself-Projekte mit Tafelfarbe

Etwas an die Schultafel schreiben zu dürfen, das war früher eine aufregende Sache. Die Tafel putzen zu dürfen, war eher unangenehm. Meistens roch der Schwamm gar nicht gut und auch das Leder, mit dem die Tafel trockengerieben wurde, fühlte sich wenig appetitlich an. Doch mit weißer Schrift auf schwarzem Grund zu zeichnen oder zu schreiben, das ist, so finde ich, einfach cool - auch heute noch. Im Buch "Ankreiden!" erfahren Sie, wie man Tafelfarbe effektvoll für trendige Wohnaccessoires, Deko-Artikel oder Geschenke einsetzen kann. Auf einführende Text zu Materialien und Werkzeugen folgen mehr als 50 Schritt-für-Schritt-Anleitungen für kleine und große Tafelfarbenprojekte, wie
  • Buchstützen
  • Blumentöpfe
  • Tortensticker
Schritt für Schritt entstehen so originelle Objekte. So kann man zum Beispiel eine Wandleuchte mit einem Glasschirm mit einem Streifen Tafelfarbe versehen und dann beschriften, zum Beispiel mit
  • Stay a while
  • Licht aus um acht!
  • Bett machen!
Ersteres für die Gäste, die sich eingeladen fühlen sollen, die letzteren beiden für den Nachwuchs. Apropos Nachwuchs, das Schöne an der Tafelfarbe ist, dass sie ganz einfach zu verarbeiten ist, auch von Kinderhänden.

Schön auch die Servierplatte im Schieferlook, viel preiswerter als echter Schiefer, oder die Pflanzenschilder im Holzkasten für die Sämereien. Auch hier ist das Beschriften dank Tafelfarbe überhaupt kein Problem.

Lizette Schapekahm, Ankreiden! 50 DIY-Projekte mit Tafelfarbe, Haupt-Verlag 2016, 160 Seiten, 24,90 Euro.

150 vegane und vegetarische Rezepte aus Amy Chaplin`s bunter Vollwertküche

Es ist rund 30 Jahre her, dass ich zum ersten Mal mit dem Thema Vollwerternährung in Berührung kam. Seitdem hat das Thema mich nicht mehr losgelassen. Über vegetarische und vegane Ernährung denke ich dagegen erst seit einigen Jahren nach, stelle mich aber mehr und mehr darauf ein, auf tierische Produkte zu verzichten oder deren Genuss stark einzuschränken. Nun liegt mir ein dickes, großformatiges Kochbuch vor, in dem es um "Whole Food" geht - Vollwertküche mit 150 veganen und vegetarischen Rezepten", erschienen im Unimedica-Verlag.

In diesem schönen dreiteiligen Kochbuch präsentiert die Autorin Amy Chaplin
  • Vorräte, Ausrüstung und Grundrezepte - ein sehr hilfreicher Buchteil, gerade für Einsteiger!
  • Rezepte für Frühstück, Suppen, Salate, Snacks, Knabbereien, Getränke, vollwertige Hauptgerichte und Desserts
  • Extras, wie das Leben mit Tee, Entgiften und eine Betrachtung zum Thema biologische Lebensmittel
Es gibt Rezepte für Köstlichkeiten, wie
  • Curry-Quinoa-Pilaw mit gerösteten Cashewkernen
  • Mom's Dinkel-Mandel-Waffeln, die zart und duftend auf einer australischen Veranda offenbar besonders gut schmecken, vor allem wenn sie mit "dem dicksten biodynamischen Joghurt" gegessen werden, den die Autorin je gegessen hat, abgerundet mit ein paar Spritzern Ahornsirup
  • Kürbisbrot mit Walnuss-Zimt-Wirbel - ein süßes Brot aus gekeimtem Mehl
  • Zucchiniblüten-Precchiette mit gereiftem Schafskäse und rotem Chili 
  • Cremige Polenta mit Brennnesseln, Erbsen und Ziegenkäse
  • Cranberry-Mandel-Tarte, die Chaplin besonders gern im Haus einer Freundin mit einem Tässchen Earl Grey genießt
  • ...
Die Autorin: Amy Chaplin wuchs in einem abgelegenen Ort im ländlichen New South Wales in Australien auf, wo ihre Eltern alles, was gegessen wurde, selbst anbauten und zubereiteten. Auf einer Gemeinschaftsfarm trachtete die Familie danach, so natürlich wie möglich und von dem Land zu leben, auf dem sie wohnte.

Amy Chaplin, Celebrating Whole Food - mit über 150 veganen und vegetarischen Rezepten aus Amy Chaplins bunter und köstlicher Vollwertküche, Unimedica-Verlag 2016, Hardcover, 194 Seiten. 34 Euro.

Samstag, 1. Oktober 2016

Töpfern lernen - Grundlagen, Technik, Projekte, Inspiration

Seit mindestens 11.000 Jahren fertigen  Menschen Gegenstände aus Ton. Ich selbst töpfere "erst" seit Jahrzehnten und vermittele das, was ich darüber weiß, immer noch hin und wieder einmal in einem Kurs. Obwohl ich viel darüber weiß, freue mich über jedes neue Buch, was zu diesem Thema auf dem  Markt erscheint. Töpfern ist eine so inspirierende, kreative, ja sinnliche Beschäftigung, bei der der Geist wunderbar zur Ruhe kommen kann. Das hat Suchtpotenzial.

Auch Maria Skärlund arbeitet seit Jahrzehnten mit dem überaus vielseitigen Material, genauer gesagt seit 30 Jahren. In ihrem reich und schön bebilderten Grundlagenwerk "Töpfern lernen" vermittelt die Autorin alles, was man wissen muss, ob man nun Anfänger ist oder Fortgeschrittener, um funktionale und schöne Gebrauchskeramik herzustellen. Dazu zählen Schalen und Becher, aber auch Fliesen. Mal werden sie an der Scheibe getöpfert, mal in Plattentechnik erstellt. Man lernt, wie man einen Henkel zieht oder eine Schale mit einem Fuß versieht und manches mehr.

Ein erster Überblick zu den Themenbereichen
  • Dekoration
  • Farbe
  • Form
rundet das Buch ab.  Dabei ist die Art der Dekoration überraschend. In den Ton eingedrückte Ähren beispielsweise ergeben ein sanftes, natürliches Motiv. Aber auch das Motiv Totenkopf, für  mich ein starker Kontrast, kommt mehrfach vor. Oder Stacheldraht oder Spinnen als Dekoelement. Die auf der Scheibe gedrehten Engel mit den in Plattentechnik erstellten Flügeln gucken dafür wieder ganz freundlich und naiv.

Maria Skärlund, Töpfern lernen, Grundlagen, Technik, Projekte, Inspiration, 126 Seiten, Hardcover, LV.Buch im Landwirtschaftsverlag, 17,95 Euro.

Alltag mit Gott - 52 Gelegenheiten, neu durchdacht zu leben

"Um Antwort wird gebeten", so heißt das kleine Buch von Andrea Schwarz, die zu den meistgelesenen christlichen Schriftstellerinnen zählt. Für jede Woche des Jahres hat sie einen kleinen Text geschrieben. Mit den darin enthaltenen inspirierenden Gedanken möchte sie ihren Lesern und Leserinnen helfen, herauszufinden aus dem täglichen Alltagstrott und so das Gefühl für das Besondere mitten im Alltag, mitten in vermeintlich banalen Tätigkeiten zu entdecken. Damit liefert sie 52 Möglichkeiten, den eigenen Alltag einmal aus einem neuen Blickwinkel heraus zu betrachten. Sanft verwischte Schwarz-Weiß-Fotos leiten jeden neuen Monat ein.

Im Januar beginnt das Jahresbegleitbuch mit den Themen
  • anfangen
  • loslassen
  • entscheiden
  • aufbrechen
  • sitzen bleiben
Im Dezember endet es mit
  • erwarten
  • lauschen
  • ahnen
  • suchen
  • finden 
Nicht immer sollen die Texte hintereinander weg gelesen werden. Abhängig vom Zeitpunkt des Osterfestes ergibt sich eine neue Reihenfolge - eine Anleitung findet sich in den Hinweisen am Ende des Buches.

Eine Seite handelt vom Schreiben, eine vom Lesen. "Ich gebe beim Schreiben meinen Eindrücken einen Ausdruck", schreibt die Autorin. "Deshalb kann ich wirklich gut auch nur über das schreiben, was mich berührt und bewegt." - Oh ja, das kenne ich.
Beim Lesen heißt es: "Es gehört zu meinen Ritualen vor dem Einschlafen noch ein paar Seiten in einem Buch zu lesen. Zugegeben, manchmal muss ich die gleichen Seiten an zwei oder drei Abenden hintereinander lesen, weil ich doch zu müde war, um zu behalten, was da stand ..." - Kommt mir bekannt vor.

Ihnen auch?

Die Autorin: Andrea Schwarz ist ausgebildete Industriekauffrau und Sozialpädagogin. Seit vielen Jahren ist sie in der katholichen Gemeindearbeit tätig. Als Referentin und Bibliolog-Trainerin ist sie im gesamten deutschen Sprachraum unterwegs.

Andrea Schwarz, Um Antwort wird gebeten - 52 Einladungen ins Lebens, Hardcover mit Leseband, 12,99 Euro.

Mittwoch, 21. September 2016

Denken heilt! Philosophie für ein gesundes Leben

Wenn ich das Wort Philosoph höre, denke ich an einen bärtigen Mann im wallenden Gewand. Und just solch ein Mann, als Statue aus Marmor, ist auch auf dem Titel von "Denken heilt! - Philosophie für ein gesundes Leben" zu sehen. Autor Albert Kitzler hält viel von den antiken Denkern aus Ost und West - er hält die Weisheit hoch von Konfuzius, Buddha und Platon, möchte aber vor allem zeigen, wie wir diese Weisheit für unser Leben nutzbar machen können. Er zitiert Sokrates, der zu der Ansicht gelangt war, dass "eine gute Seele dem Körper durch ihre Weisheit die beste Pflege zukommen lassen kann, die man sich vorstellen könne." Dabei kommt den eigentlichen Ursachen von Erkrankungen eine große Rolle zu. Und ohne Übung geht es nicht: "Alles Gesunddenken hat mit Übung zu tun." Machen wir uns also auf den Weg, geduldig übend Meister und Meisterinnen unseres eigenen Lebens zu werden?

Das wussten bereits die alten Griechen, Inder und Chinesen: "Was und wie wir denken, was für Vorstellungen wir haben, wie wir die Welt verstehen, die Dinge bewerten, worauf wir unser Wollen und unsere inneren Begehrlichkeiten richten, hat Einfluss darauf, ob wir uns seelisch wohl fühlen, ob es uns gut geht, ob wir uns stark fühlen oder eher unsicher, ängstlich, antriebsarm, deprimiert." Was für ein Satz! Kitzler möchte den Zusammenhang von heilsamem Denken und körperlichem Wohlbefinden aufzeigen. Er klopft wichtige Weisheitstexte aus der Antike auf ihre Bedeutung für eine gesunde Lebenspraxis ab, die uns Heutige glücklich machen kann. Er regt uns an, unser Leben zu entschleunigen, um mal wieder dieses schon etwas überstrapazierte Wort zu nutzen, und innere Ruhe, Ausgeglichenheit und Gelassenheit zu suchen. Dabei verknüpft er zugleich westliche und östliche Philosophie. Es geht darum, auf diesem Wege Schritt für Schritt eine "philosophische Therapeutik" zu entwickeln. 

Der Autor: Dr. Albert Kitzler, Jahrgang 1955, studierte Philosophie und Jura in Freiburg im Breisgau. 2010 gründete der Medienanwalt und Philosoph in Berlin MASS UND MITTE - die Schule für antike Lebensweisheit. Hier stellt er die Geheimnisse der antiken Lebenskunst einem breiten Publikum vor. Zudem unterrichtet er Philosophie an der Modern Life School in Hamburg.

Albert Kitzler, Denken heilt! Philosophie für ein gesundes Leben, Hardcover mit Schutzumschlag, 320 Seiten, Droemer-Verlag, 19,99 Euro.

Dienstag, 20. September 2016

Wie verliert man die Angst vor dem Tod? - Sabine Mehnes Nahtoderfahrung in "Der große Abflug"

Wenn man mich fragen würde, ob ich Angst habe vor dem Tod, müsste ich wohl erst einmal eine Weile nachdenken und würde dann sagen: "Vor dem Tod selbst vielleicht nicht, aber vor der Ungewissheit des Sterbeprozesses." Sabine Mehne gehört zu den Menschen, die dem Tod bisher näher gerückt ist als die meisten anderen. Sie erlebte 1995 beinahe ihren eigenen Tod. Seitdem macht der Gedanke an den wirklichenTod ihr keine Angst mehr, im Gegenteil. Für sie hat Sterben nun mit Freiheit, Helligkeit und sogar Freude zu tun.

Im Buch "Der große Abflug" - eine Lektüre, die trotz der positiven Sichtweise Mut erfordert - beschreibt sie ihre Nahtoderfahrung während einer Krebserkrankung und die neue Leichtigkeit und  tiefe Lebensfreude, die sie seitdem im Umgang mit dem Älterwerden und dem Sterben erlebt. Sie berichtet von dem intensiven Lebensfilm, den sie damals erlebte und den sie bis heute gründlich reflektierte. Mit vielen Themen rund um Tod und Sterben hat sie sich auseinandergesetzt, sich viele Fragen gestellt, wie/nach
  • Todessehnsucht
  • Wenn Tote erscheinen
  • Gibt es mehrere Leben?
  • Wenn einer übrig bleibt
  • Darf es auch leicht gehen?
  • Was ich nicht möchte
Die Autorin, inzwischen von Krebs geheilt, erzählt von der "inneren Vergoldung" während ihrer Chemotherapie und der Goldscheibe in ihrem Wohnzimmer, die einmal über ihrem Sterbebett hängen soll. Sie beschreibt ihren Umgang mit der Frage, ganz allein zu sterben, ohne dass ein anderer Mensch die Hand hält oder die Lippen betupft. Sie nennt berührende Beispiele, wie das der Eltern, die ihrem schwer hirngeschädigten Neugeborene Nahrung und Flüssigkeit verwehren, aber umso mehr Liebe geben - und ihr Verhalten später vor der Ethikkommission zu vertreten haben.

Sabine Mehne schreibt: "Bei meinem täglichen Mittagsschläfchen liege ich in meinem Bett und übe gelegentlich ein wenig sterben. ... Bin ich dort mit ruhiger Atmung angekommen, dann öffne ich mein Tor zur Ewigkeit, werde weit und leicht und fein und fühle das Licht in mir."

Und mit dem Gedicht "Wut und Zärtlichkeit" von Konstantin Wecker lässt sie ihr Buch enden: "... Zwischen Zärtlichkeit und Wut fasse ich zum Leben Mut."

Die Autorin: Sabine Mehne ist Physiotherapeutin und seit ihrer Nahtoderfahrung im Jahr 1995 Mitbegründerin des Netzwerkes Nahtoderfahrung e. V.. Sie hält zahlreiche Vorträge, auch zusammen mit dem  Kardiologen und Nahtodforscher Pim van Lommel.

Sabine Mehne, Der große Abflug - Wie ich durch mene Nathoderahrung die Angst vor dem Tod verlor, Patmos-Verlag 2016, gebunden mit Schutzumschlag, 287 Seiten, 19,99 Euro.

Samstag, 17. September 2016

Bartwuchs und Barttracht für echte Männer - eine bebilderte Anleitung

Es ist ja wirklich erstaunlich, worüber man alles Bücher schreiben kann. Hätten Sie gedacht, dass es ein Buch über Männerbärte gibt? Gibt es. Der nicht ganz kurze Titel dieses Werks lautet "Eine kurze, aber ungemein pointierte Anleitung wie Mann sich einen Barten stehen lässt - Basics, Typen, Style, Pflege". Weil Damen die Bärte, die ihnen gelegentlich wachsen, eher weniger lieben, ist es nur folgerichtig, dass zwei Männer dieses Buch verfasst haben: Carl-Johan Gadd und Gustaf Wollin, die beide Schweden sind. Sie mögen Trends und sie wissen, dass die männliche Gesichtsbehaarung wieder in ist. Und deshalb geben sie alltagstaugliche Praxistipps, worauf es beim Styling und der Pflege ankommt. Sie geben Antworten auf Fragen wie
  • Was unterscheidet die Trocken- von der Nassrasur?
  • Welche Rasierertypen eignen sich für wen?
  • Wozu sind Kamm, Öl, Alaun und Co. gut?
  • Was macht Mann bei eingewachsenen Haaren?
Da es vom Bart zu den Koteletten kein weiter Weg ist, gehören auch diese zum Inhalt des Buches. Und selbst die Kopfrasur und das Trimmen von Nasen- und Ohrenhaaren sowie Augenbrauen wird nicht ausgelassen.

Zahlreiche Illustrationen von Magdalene Nyberg schmücken das Werk. So kann (M)man(n) auf einen Blick erkennen, welche Barttracht wohl gefallen könnte. Damit ER auch ermessen kann, was ihm wohl steht, wird die Gesichtsform berücksichtigt. Der Stempel "Extrem!" kennzeichnet die Versionen, die schon etwas Mut vom Träger verlangen, wie das Dali-Bärtchen, den gigantischen Beard-Stasch oder die Rauschebart-Koteletten. Und so richtig schräg wird es dann beim Bierbart, bei dem Männer für Wettbewerbe ein Sixpack Bierdosen in den Bart flechten, oder bei Spacebeard, der den Mann aussehen lässt. als hätte sein Bart der amerikanischen Freiheitsstatue den Kopfputz geklaut.

Carl-Johan Gadd, Gustaf Wollin, Eine kurze aber ungemein pointierte Anleitung, wie Mann sich einen Bart stehen lässt, LV.Buch im Landwirtschaftsverlag, 176 Seiten, Hardcover, 14,95 Euro.

Freitag, 9. September 2016

Best of Beate Forsbach - Neubeginn & Mee(h)r

Es ist ungefähr ein halbes Jahr her, da las ich zum ersten Mal einen Blog-Text von Beate Forsbach. Sofort war ich begeistert. Die Frau, so dachte ich, spricht meine Sprache. Auch ihr Verlagsprogramm sagte mir sehr zu - genau meine Richtung. Dass ich auch noch gewisse persönliche Parallelen entdeckte (nicht nur das gemeinsame Lieblingsgedicht "Stufen" von Hermann Hesse), tat ein Übriges, um mein Interesse wachzuhalten.

Dass es mir unter diesen Umständen ein Vergnügen ist, das Buch "Neubeginn & Mee(h) zu rezensieren, versteht sich da von selbst. Es vereint die besten Texte der Autorin aus Anlass des fünfjährigen Bestehens ihres Verlages in einer Jubiläumsedition in sich. Es ist ein Querschnitt durch ihr Schaffen in den Bereichen
  • Lebenskunst
  • Schreiben & Veröffentlichen
  • Musikpädagogik
Beate Forsbach schreibt und publiziert seit über 30 Jahren. Irgendwann gab die promovierte Musiklehrerin, die eines Tages sogar eine Professur ausschlug, das wissenschaftliche Schreiben auf. Der Grund: Sie hatte herausgefunden hatte, wie wichtig es ihr geworden war, Menschen für  das zu begeistern, was das Leben schön macht. Seitdem schreibt sie Bücher, die dazu ermutigen, persönliche Stärken ernst zu nehmen und zu entwickeln und überhaupt das Beste aus dem eigenen Leben (und Schreiben) zu machen.

Best of - wer den Blog von Beate Forsbach kennt, dem werden manche Texte also bekannt vorkommen. Aber das schadet nicht. Die Gedanken, die darin enthalten sind, sind es wert, ein zweites und auch ein drittes Mal gelesen zu werden. Und es sind so schöne Themen. Hier ein paar Beispiele:
  • Gedanken über das Reisen
  • Winterglück
  • Träume verwirklichen
  • Fülle des Lebens
  • Dankbarkeit
  • Der kleine Strand
  • Vom Glück des Schreibens
  • ...
Das Schreiben nimmt in dieser Edition viel Raum ein, ebenso wie das Thema Musik. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Abschiednehmen, das Loslassen - auch das muss ich persönlich immer wieder neu lernen.

Kurzum, das Buch ist eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die gern eintauchen in die Gedankenwelt einer lebenserfahrenen Frau und die ihren eigenen Lebenserfahrungen Tag für Tag ein kleines Stückchen bewusst empfundenen Glücks hinzufügen möchten.

Ich möchte das gern. Sie auch?

Beate Forsbach, Neubeginn & Mee(h)r, Jubiläumsedition, Paperback, 221 Seiten, 14,90 Euro.

Montag, 29. August 2016

Essener Visionen - Das heilige weibliche Prinzip zu Jesu Zeiten und heute

Ich bin eine gebürtige Essenerin.  Ich bin eine Frau. Und als ich das Buch "Essener Visionen - Das heilige weibliche Prinzip" entdeckte, wurde ich natürlich aufmerksam. Mit denen im Ruhrgebiet haben diese Essenerinnen jedoch nichts zu tun. Sie lebten vor zweitausend Jahren in Palästina zur Zeit Jesu. Daniel Meurois stellt in seinem Buch bedeutende Frauen vor, die das Leben und die Lehren Christi eintgehend geprägt haben, wie Maria, Maria Magdalena und Martha. Sie stehen für das, was wir auch heute als weiblich betrachten: Empathie, Sensibilität, Mitgefühl  und tiefes Empfinden. Der Autor möchte nicht zuletzt aufrütteln mit seinem Buch. Er möchte "Zeugnis ablegen von einem Feuer, das keine angenehme Wärme erzeugt. Denn ununterbrochen lehrt uns das Leben, dass es eine Zeit für alles gibt und dass das Jetzt sich gewiss nicht durch diese Wärme auszeichnet". Er sieht sein Buch als ein "Buch des Wiedersehens", dessen Text ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herwandert. Monatelang studierte Meurois die Akasha-Chroniken und entdeckte dabei eine große Ähnlichkeit zwischen den christlichen und essenischen Zeiten und dem Heute, in dem er die "Notwendigkeit eines radikalen Umschwungs" erkennt. Dabei ist er sich vollkommen sicher, dass der Begriff der Vergangenheit eine Illusion ist. Womit er meint, dass sich das, was sich vor 2.000 Jahren abspielte - und was er in seinem Buch teilweise szenisch zum Leben erweckt - ebenso gegenwärtig ist wie das, was wir Gegenwart nennen.

DAniel Meurois, Essener Visionen - Das heilige weibliche Prinzip, Silberschnur-Verlag 2016, broschiert, 192 Seiten, 16,95 Euro.

Sonntag, 14. August 2016

Jan Kollwitz und seine Keramik - Japan beginnt an der Ostsee

"Japan beginnt an der Ostsee" ist ein sehr besonderes Buch. Es berichtet von einem sehr besonderen Menschen, Jan Kollwitz, Urenkel der berühmten  Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867 - 1945). Nicht zuletzt berichtet es von der japanischen Kultur, die sich uns Westeuropäern nicht so leicht erschließt, von Zen-Buddhismus und Tee-Zeremonie, von glasurloser Keramik und von einem außergewöhnlichen Tonbrennofen, der nicht in Japan steht sondern im Garten des ehemaligen Pfarrhauses im holsteinischen Cismar.

Nachdem Kollwitz über Jahre bei einem japanischen Meister in die Lehre gegangen war und sein Vertrauen ebenso wie das einiger Landsleute erworben hatte, reisten im Sommer 1987 gleich mehrere Japaner nach Deutschland, um wochenlang dort zu bleiben und herumzureisen. Anlass der Reise war der Bau des mit Holz zu befeuernden Anagama-Ofens im holsteinischen Klosterstädtchen. Den erbaute, assistiert von Kollwitz, der siebzigjährige Herr Watanabe. Der japanische Ofensetzer hatte in seinem Leben schon viele Öfen gebaut und gedachte eigentlich, sich nun zur Ruhe zu setzen. Doch dann entschied er sich, für Jan-san in Deutschland - das in Japan als besonders geeignet erschien, um die Idee der japanischen Keramik in Europa publik zu machen - einen letzten Ofen zu bauen und seiner Laufbahn damit eine Art krönenden Abschluss zu geben.

Das vorliegende Buch ist zweigeteilt. Im ersten Part ist von Geschichtlichem rund um japanische Keramik und die berühmte Teezeremonie die Rede. Vom "Handwerk aus Zen", das mit dem sogenannten Kunsthandwerk nur sehr wenig zu tun hat.  Der zweite Part ist dem "Gespräch  mit Jan Kollwitz" vorbehalten. Im Dialog mit Autor Christoph Peters erschließt sich der weite Weg eines jungen Deutschen, der es sich in den Kopf gesetzt hat, zu einem Töpfer nach japanischem Vorbild zu werden - gegen alle Widerstände. Dazu waren eine solche Ausdauer, ja ein solcher Langmut notwendig, dass ich nur tief den Hut ziehen kann. Wie lange kann man es aushalten, den Mut nicht zu verlieren und einfach immer weiter zu machen? Tausende von Teeschalen und anderen Gefäßen zu drehen und damit rechnen zu müssen, dass sie alle wieder in der Tonaufbereitung landen könnten, weil sie eben noch immer nicht die Seele in sich tragen, die sie nach dem Empfinden des Meisters tragen sollten?

Seinen eigenen Stil hat Kollwitz, im Wissen um die japanische Tradition und in jahrelanger Erfahrung, ja Versenkung, letztlich doch noch gefunden. Er hat gelernt, wie stark er sich und jede Absicht zurücknehmen muss,  um das, was man am Ende in Händen hält, einfach geschehen zu lassen. Seit rund 30 Jahren lebt der Künstler nun im alten Pfarrhaus in Cismar, einen Steinwurf entfernt vom Kloster, um das herum alljährlich das vielbesuchte Klosterfest stattfindet. Mit diesem Fest allerdings hat er nichts zu tun. "Das ist eine andere Welt", sagt er mit feinem Lächeln. Wer seine andere Welt kennenlernen möchte, hat nach Voranmeldung die Gelegenheit dazu. Der Künstler erzählt gern von seiner Arbeit. Er zeigt die Ausstellungsräume, die so viel Ruhe ausstrahlen, das man gern eine Zeit dort verweilt. Er macht mit seinem Ofen bekannt, der jeweils nach monatelanger Töpferarbeit bestückt und  nur ein- oder zweimal im Jahr gebrannt wird, in einer Kräfte zehrenden, viertägigen und -nächtigen Prozedur, in deren Verlauf rund um die Uhr alle drei Minuten Holz nachgelegt werden muss.

Wer möchte und sich in die Keramik des Jan Kollwitz verliebt, kann eines der einzigartigen Gefäße und natürlich auch gleich mehrere entstehen. Die Effekte, die im Ofen durch das Wechselspiel von Feuer und Wind, vom Standort im Ofen und im Zusammenspiel der Bestandteile der selbst gemischten Tonmasse entstehen, sind nicht wiederholbar. Die Preise variieren von sehr erschwinglich bis recht elitär. Wer sich erst eine Weile nach dem Besuch, längst wieder womöglich Hunderte oder Tausende Kilometer entfernt, doch noch nicht lösen mag von der Erinnerung an das, was er gesehen hat, und sein Lieblingsstück erwerben möchte, dem schickt der Künstler es zu.

Sie haben gerade nicht die Gelegenheit hat zu einem Besuch in Cismar? Das macht nichts.Schon durch das Betrachten der Fotos von Götz Wrage und durch die Lektüre des Buches werden Sie zu ein wenig mehr Ruhe und Gelassenheit finden. Und es vielleicht irgendwann halten wie Kollwitz selbst, dessen letzte Sätze im vorliegenden Buch hier zitiert sein sollen: "Es sind erste Schritte auf einem langen Weg. Aber allmählich fühle ich mich unaufgeregt und achtsam genug, ihn zu gehen."

Christopf Peters, Götz Wrage, Japan beginnat an der Ostsee - Die Keramik des Jan Kollwitz, Wachholtz-Verlag (die 3. Auflage ist in Vorbereitung). Die derzeitige Auflage ist unter anderem direkt über den Künstler zu beziehen. Seine Website: www.jan-kollwitz.de.

Dienstag, 9. August 2016

Manfred Stock - Jux Lyrik

Mögen Sie Jux? Mögen Sie Lyrik? Dann ist die "Jux-Lyrik" von Menfred Stock, erschienen in der Edition Octopus, vielleicht gerade das Richtige für Sie. Das Büchlein ist gerade einmal 60 Seiten stark. Sie können es in einem Rutsch und an einem Abend lesen. Sie können es auch häppchenweise genießen. Hier einen lyrischen Jux und da eine juxige Lyrik.
"Neeeee! Goethe und Schiller wohnen hier nicht. Da haben Sie falsch geklingelt." So ist es im Vorwort zu lesen. Berühmten Persönlichkeiten kann man dennoch begegnen, ganz wie man es schon von den zahleichen Rätselgeschichten des Autors kennt. Da werden Händel bedichtet oder Picasso, Adam und Eva und August, der Starke, um ein paar Beispiele zu nennen. Auch verschiedenster Reimformen bedient Stock sich gern. Beim "Glückwunsch per Akrostichon" beispielsweise ergeben die Anfangsbuchstaben aller Zeilen, von oben nach unten gelesen, einen ganz kurzen Glückwunsch. Alles in allem: Hier geht es nicht um große Dichtkunst, sondern um den kleinen Spaß. Wer die Rätselbücher des Autors mag, dem wird auch dieses Büchlein, das auch vor leicht schlüpfrigen Texten nicht zurückschreckt, wohlgefallen.

Manfred Stock, Jux Lyrik, Edition Octopus, 60 Seiten, 6,50 Euro.

Samstag, 30. Juli 2016

Meditationsübungen und Entschleunigung - einfach wie Fahrradfahren

Meditieren müsste man mal ...! Haben Sie das auch schon einmal gedacht, dann aber gleich gemeint, das sei nichts für Sie. Da muss man ja ewig lange stillsitzen und womöglich noch irgendwelche Verrenkungen machen. - Muss man nicht.

Meditieren ist so einfach wie Fahrrad fahren. Jeder - na ja, fast jeder - kann es. "slowtime!" heißt das kleine Buch mit den "besten Kurzmeditationen" von Entspannungscoach Johannes Lauterbach. Wie einfach es sein kann, zeigt bereits die Starter-Meditation: Man nehme die Meditationshaltung ein, mache einen kurzen Body Check und nehme seinen Atem bewussst wahr. Dann denke man sich noch bei jedem Einatmen "Ein" und bei jedem Ausatmen "Aus". Schließlich bedankt man sich innerlich, atmet noch einmal, nimmt erneut den Körper wahr. Fertig!

Wer noch weniger Zeit hat, blättert einfach mal kurz im blauen, kleinformatigen Buch und sucht nach dem nächstbesten Foto nebst Weisheit. Schon das Betrachten und Lesen entspannt, wie bei der blonden jungen Frau in der rosa Bluse, die die Augen geschlossen hält. Ein leichtes Lächeln um die Lippen, den warmen Kaffeebecher in der Hand. Dazu diese Worte: "Unser Verstand ist oft so aufgewühlt wie die Schneeflocken in einer Glaskugel." Oder die kleine weiße Wolke im türkisblauen Himmel. Dazu die Einsicht: "Die Ruhe im Außen ist begrenzt, die Ruhe in uns ist grenzenlos."

Ich liebe Schneekugeln. Aber meinen Verstand hätte ich gern häufiger als bisher ruhig statt aufgewühlt. Ich denke, dann denkt es sich besser. Und noch mehr als Schneekugeln liebe ich die Ruhe - in mir.

Ach übrigens, wussten Sie schon, dass bei der Entspannung Meditation nicht das vordergründige Ziel ist. Sie ist eher ein Nebenprodukt. Meditation wirkt tiefer, denn "im Gehirn werden neue Verbindungen angeregt und Areale aktiviert - sogar die Gehirnalterung verlangsamt sich." Super, das kommt mir sehr entgegen.

Das kleine Buch ist ein Schatz. Sie können es komplett lesen oder einfach irgendwo aufschlagen und einsteigen. Ob Sie mit Farben meditieren oder eine Badewannenpause einlegen wollen, ob Sie sich für eine Kerzenmeditation entscheiden oder eine Rose visualisieren, es liegt bei Ihnen, was Sie tun möchten - für sich selbst.

Der Autor: Johannes Lauterbach bietet als Entspannungstherapeut, Meditations- und Gesundheitscoach Seminare für Gruppen und Beratung von Einzelpersonen an. In einer Tagesklinik arbeitet er mit Burnout-Patienten. Er hat Entspannungs- und Meditations-CDs veröffentlicht und ist Mitinitiator der Stadtentschleunigungskampagne slowtime Berlin.


Max und Moritz - neue Lausbubengeschichten im Stil von Wilhelm Busch

Kennen Sie Max & Moritz? Blöde Frage, oder? Wer kennt die beiden Lausbuben, ersonnen von Wilhelm Busch, wohl nicht. Gut möglich aber, dass Sie die neuen Lausbubengeschichten von Elisabeth Boettger-Spoerl noch nicht kennen. Dabei gibt es sie schon lange. Veröffentlicht aber wurden Sie erst jetzt - und das kam so:

In den 1950er-Jahren fotografierte Elisabeth Boettger-Spoerl als junge Mutter ihre Original-Steiff-Biegepüppchen, die Max & Moritz nachempfunden worden waren, und dachte sich neue Abenteuer für sie aus. Die Schwarz-Weiß-Fotos kolorierte sie und unterlegte sie mit frechen Versen. Erst kürzlich fanden ihre Enkel die Bilder zufällig in einer alten Schublade wieder.

Fünf Streiche sind zusammengekommen. Fotografiert wurden sie
  • im Kinderzimmer
  • zwischen Schulsachen
  • in der Küche und
  • im Nähkasten
Nun sind sie in Buchform zu finden. Und die Reime klingen - beim Nähkasten-Abenteuer - dann ganz im Stil von Meister Busch zum Beispiel so:

"So wälzen sie sich hin und her,
gespickt mit Nadeln kreuz und quer.
Als beide schon fast nicht mehr wollen,
sie plötzlich in den Abgrund rollen.
So liegen sie auf allen Vieren
und können selbst sich nicht mehr rühren -
und warten voll Ergebenheit,
dass man sie aus der Not befreit."

Die Autorin: Elisabeth Boettger-Spoerl, ursprünglich Fotografin, kam als junge Mutter durch ihre Kinder zum Schreiben. Sie lebt in  München.

Elisabeth Boettger-Spoerl, Neue Lausbubengeschichten von Max und Moritz, 64 Seiten, laminierter Pappband, Claudius-Verlag 2016, 16,90 Euro.

Liebessucht erkennen und heilen, um wahre LIebe zu finden - Julia Kathan

Es gibt sie auch bei Männern, die Liebessucht. Weit häufiger aber ist sie bei Frauen anzutreffen. Oft entwickelt sie sich bereits in früher Kindheit und es kann ein Leben lang dauern, den Ursachen auf die Schliche zu kommen, die Wunden zu heilen und sich endlich selbst zu lieben. Wenn man sich selbst dann tatsächlich aus vollem Herzen liebevoll annimmt und eigentlich gar nicht mehr auf der Suche ist nach Liebe von außen, so Julia Kathan, dann kann auch Mr. Right auf der Bildfläche erscheinen. Erkennt man die Muster nicht, wird man voraussichtlich von einer unglücklichen Beziehung in die nächste rutschen und immer wieder verlassen werden.

Das Buch "Alles für ein bisschen Liebe? - Schluss mit Warten & Schmachten - Liebessucht erkennen und heilen" von Julia Kathan beleuchtet das in unserer Gesellschaft so weit verbreitete Phänomen gründlich und von allen Seiten. Die Autorin zeigt, wie schwer es ist, diese Sucht loszulassen. Sie zeigt aber auch, wie wichtig es ist, sich endlich damit auseinanderzusetzen.

Übungen zur Herzheilung ergänzen die Theorie. Und da kann man dann so schöne Sätze finden wie diese drei hier: "Wir haben jeden Tag die Chance, uns hemmungslos ins Leben zu verlieben und die Erfahrung zu  machen, vor Liebe überzufließen. Es ist ein beglückendes Gefühl, aus dem Vollen zu schöpfen, anstatt als Liebeshungerhaken schmachtend nach ihr Ausschau zu halten. Loslassen heißt, sich vom Fluss der Liebe tragen zu lassen."

Das Buch ist in 8. überarbeiteter Auflage erschienen.

Die Autorin: Julia Kathan, Jahrgang 1969, Buddhistin seit über 27 Jahren, ist keine Psychologin. Die Schauspielerin entdeckte in ihrer Wahlheimat Los Angeles ihre eigentliche Gabe: zu schreiben und in Coachings und Seminare andere  zu inspirieren, ihr Leben zu genießen, zu schätzen und zu lieben.

Julia Kathan, Alles für ein bisschen Liebe? überarbeitete Neuauflage, Silberschnur-Verlag 2016, Paperback, 14,95 Euro

Samstag, 23. Juli 2016

Bärbel Mohr - Handbuch-Klassiker zur Wunscherfüllung mittels Bestellung im Universum

"Hast du dafür schon einmal eine Bestellung beim Universum aufgegeben?" Fragen wie diese klingen in den Ohren vieler Menschen weitaus weniger verrückt, als man glaubt. Wer sich für Antworten und Anregungen interessiert, kommt am Buch "Bestellungen beim Universum" von Bärbel Mohr nicht vorbei. Soeben ist es in 48. überarbeiteter Auflage erschienen (Erstauflage: 1998).

Wenn man der Autorin glaubt, ist es ganz einfach. Man äußert einen Wunsch und bittet um "Lieferung" bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dann vergisst man die Sache einfach wieder. Fertig! Je mehr man daran glaubt, so Mohr, desto zuverlässiger folgt die Wunscherfüllung. Möglicherweise, so schreibt sie an anderer Stelle, ist das "Universum" in diesem Zusammenhang ja auch nur das eigene Unterbewusstsein. So berichtet sie unter anderem über Traumpartner, die sich auf der Grundlage ihrer Bestellung nach vorher erstellten Punktelisten alsbald einstellten. Allerdings hielten die Partnerschaften auch dann nicht, als sie die Punkteliste gezielt erweiterte und der dazu passende Partner geliefert wurde. Erst als die Autorin umformulierte und sich ohne genauere Vorstellung einfach den Partner wünschte, der im Moment gut zu ihr passen würde, klappte es.

Das Buch zu lesen war für mich ein ziemlich uneingeschränktes Vergnügen. Die Autorin schreibt keck, frech und voller Humor. Herrlich beispielsweise die Stelle, als sie im Supermarkt Crevetten ordert und die Verkäuferin dauernd an der falschen Stelle im Verkaufstresen sucht. In Gedanken schimpft Mohr ungehalten über deren Blödheit, aber weil sie sich gerade vorgenommen hat, anderen Menschen gerade dann gedanklich ein "Friede sei mit dir!" zu schicken, wenn sie sie besonders blöd findet, tut sie das nach jeder weiteren stillen Beschimpfung. Das Ende vom Lied: Nachdem die Verkäuferin die reichlich teure Ware abgewogen und das Preisschild aufgeklebt hatte, öffnete sie die kleine Box wieder und legte kostenlos nach. "Ich hab Ihnen noch ein bisschen was draufgelegt." - Ob sie die Segnung gespürt hat?

Erst nach Ende der Lektüre warf ich ein Blick auf die Autorenseite. Ich entdeckte das Foto eine sympathischen, entspannt lächelnden Frau. Und unter der Überschrift "Über die Autorin" zwei Daten, die mich erschreckten: 5. 7. 1964 - 29. 10. 2010. Die Verfasserin zahlreicher Lebenshilfebücher wurde nur 46 Jahre alt. Die Wirkung ihrer Bücher aber hält an, was man auf der Seite www.baerbelmohr.de nachlesen und nachfühlen kann.

Bärbel Mohr, Bestellungen beim Universum - Ein Handbuch zur Wunscherfüllung, 48. Auflage, Omega-Verglag 2016,  136 Seiten, 10,95 Euro.


Mittwoch, 13. Juli 2016

Ideenfindung und Kreativität - "Rock your idea" von Martin Gaedt

Gute Idee! Wer würde diesen Satz nicht gern hören, wenn er oder sie gerade einen Einfall zum Besten gegeben hat - egal wie genial oder eigentlich hirnrissig man ihn selbst finden mag. Ideen gibt es viele, an besonders kreativen Tagen zündet der eigene Geist sogar oft ein Ideenfeuerwerk. Das kann - erst recht - im Team gelten. Doch sehr, sehr viele Ideen werden nicht weiterverfolgt - nicht nur weil es immer wieder Menschen gibt, die jede Innovation mit ihren negativen Kommentaren im Keim ersticken.

Ideen verdienen Beachtung. Und wenn es nach Martin Gaedt geht, kann man gar nicht genug Ideen haben. In seinem Buch "Rock your idea" zeigt er in vielfältiger Weise, wie man "mit Ideen die Welt verändern" kann, gerade so wie viele heute berühmte Zeitgenossen es schon getan haben. Oft waren das zunächst Ideen, die gemeinhin als völlig schräg oder gar verrückt, vor allem aber als unrealisierbar angesehen wurde. Wer hätte beispielsweise zu der Zeit, als Kennedy seine Vision äußerte, dass in einem absehbaren Zeitraum ein Amerikaner auf dem Mond landen würde, geglaubt, dass das tatsächlich eintreten würde?

Gaedt erzählt von weiteren berühmten Erfolgsbeispielen ebenso wie von persönlichen Aha-Erlebnissen und Misserfolgen. Er ermutigt seine Leser und Leserinnen, viele, viele Fragen zu stellen, um unter den Antworten genau die Idee zu entdecken, die etwas Bedeutendes entzünden kann. Er ist davon überzeugt, dass jeder Mensch seine Ideenfitness trainieren kann und dass das Brechen von Regeln der erste Schritt zur Innovation ist. - Ein unterhaltsames und ermutigendes Buch.

Der Autor: Martin Gaedt, Jahrgang 1968, ist Provotrainer (was sich in unterhaltsamen, provokativen Vorträgen zeigt), Unternehmer und Ideen-Rocker, der selbst zahlreiche Start-ups ins Leben gerufen und Produktideen in die Welt gesetzt hat. Dabei ist er stets seinem inneren Antrieb und seiner Kreativität gefolgt - auch wenn nicht immer alles so lief, wie er es sich zunächst gewünscht hätte. 

Martin Gaedt, Rock your idea - Mit Ideen die Welt verändern, Murmann-Verlag 2016, Softcover, 285 Seiten, 22 Euro.


Mittwoch, 22. Juni 2016

Postkarten zu Entschleunigung und kleinen Pausen - slowtime!

Ich liebe schöne Postkarten. Als Kind mochte ich sie, wenn sie wizige Motive hatten. Die total verknatuschte Oma in Bayern zum Beispiel. Und ich mochte die Ansichtskarten mit dem integrierten Leporello, der lauter weitere Ansichten eröffnete, wenn man ihn erst einmal frei ließ. Heute mag ich sinnige Karten, solche, über deren Aussagen ich länger nachdenken kann. Und da kam mir diese Karten-Sammlung von Knaur Balance gerade recht. Die Farbe des Einbands ist eher aggressiv - schreiend orange. Was auf dem Cover steht, beruhigt: "slowtime!" - Mach mal langsam. Postkarten zur Entschleunigung. Und diese Karten sind weitgehend witzig oder nachdenklich machend oder beides.

In der Sammlung - insgesamt gibt es 20 überraschenden Postkarten für die kleine Pause - werden Sie winzige Gutscheine entdecken, zum Beispiel dazu, gemeinsam mit einem Straßensänger ein Lied zu singen. Sie finden Karten, mit nur eine Zeile bedruckt, wie: Achtsam. Fertig. slow. Es gibt das "slowrakel" - einen Würfel, den man ausschneiden und zusammenfalten muss. Der sagt dann schon, was in stressigen Situationen zu tun ist. Auch wenn "fette Pommes zu essen" oder "nach Hause gehen, ins Bett legen und mindestens 10 Stunden schlafen" vielleicht nicht gerade für jeden etwas ist.

Ausgedacht hat sich die Karten Johannes Lauterbach. Er war mehr als 20 Jahre Radiomoderator beim SFB und rbb. Als Entspannungs- und Stimmcoach bietet er heute Seminare für Gruppen an.

slowtime! Mach mal langsam. Postkarten zur Entschleunigung. Verlag Knaur Balance 2016. 10 Euro

Donnerstag, 16. Juni 2016

Gesund kochen: Superfood-Rezepte mit fermentierten Möhren, Sauerkraut und Kimchi

Ich denke gerade an den schulischen Hauswirtschaftsunterricht meiner Jugend und an das einschlägige Schulkochbuch. Die Rezepte darin waren gar nicht mal so übel. Aber wieviel größer ist doch heute die Vielfalt an Rezepten und wieviel attraktiver und bildreicher ist doch die Gestaltung. Bei der Vielzahl neuer Kochbücher fällt die Auswahl nicht leicht. Ich lasse mich daher zunehmend gern von Spezialthemen locken. Gerade habe ich das Buch "Frisch und Fermentiert" entdeckt, das "85 köstliche Superfood-Rezepte mit fermentierten Möhren, Sauerkraut und Kimchi" verspricht.

Das Kochbuch befasst sich mit
  • Fermentation und was gute Bakterien für die Gesundheit tun können
  • klassischer Sauerkrautzubereitung
  • Gemüsefermentierung nach Rezepten von Firefly Kitchens
  • der Zubereitung von Smoothies & Drinks
  • Rezepten fürs Frühstück, für schnelle Häppchen, Salate, Sandwiches, Wraps, Bürger, Gemüse und Getreide als Beilage oder Hauptspeise, weitere Hauptspeisen und gesunde Süßspeisen
Preisgekrönte Rezepte sind darunter, wie etwa der Firefly-Frischkäse, mit dem man die erste Auszeichnung bei den Good Food Awards errang. Kimchi wird mit Frischkäse und weiteren Zutaten püriert und zu Cräckern und/oder rohem Gemüse serviert. Oder wie wäre es mit Heilbutt mit Avocado-Butter? Oder mit Aprikosen-Ziegenkäse-Tarte oder mit Yin-Yang-Möhren-Kugeln? - Ich bin mir ziemlich sicher: So was gab es in unserem Schulkochbuch nicht ...!

Julie O'Brien & Richard J. Climenhage, Frisch und Fermentiert, Unimedica-Verlag 2016, Softcover, 217 Seiten, 19,80 Euro

Abenteuer Selbstständigkeit - "Meine wundervolle Buchhandlung" von Petra Hartlieb

"Das Buch musst du lesen!", sagte kürzlich ein Freund zu mir. "Die Autorin schreibt genauso wie du." Das(!) Buch trägt den Titel "Meine wundervolle Buchhandlung". Ob Petra Hartlieb so schreibt wie ich, sei einmal dahingestellt. In jedem Fall aber hat sie ein Thema gewählt, das mir sehr am Herzen liegt: Bücher. Sie beschreibt in dem ihren, wie sie kurzentschlossen alles auf eine Karte setzte und gemeinsam mit ihrem Mann eine kleine Buchhandlung in Wien übernahm. Was für ein großes Wagnis das war, zeigt sich schon daran, dass beide von jetzt auf gleich gutbezahlte Jobs aufgeben und zwei Kinder ihrem Umfeld entreißen mussten. Wer sich auf die Geschichte dieses bibliophilen Abenteuers einlässt, wird bald die tiefe Liebe spüren und in bestem Falle auch nachempfinden können, die das Ehepaar dazu veranlasste, sich nach einiger Zeit sogar einer zweiten Buchhandlung anzunehmen. Gemeint ist die leidenschaftliche Liebe zu Geschichten, zu zwischen Buchdeckeln festgehaltener Literatur.
Das Buch liest sich in einem Rutsch. Allerdings stiegen mir bei der Lektüre immer wieder Stress-Schweißperlen auf die Stirn. Wer hätte gedacht, wieviel Arbeit mit solch einem Job gerade für die Chefs verbunden ist? Wer hätte geahnt, was alles zu bedenken ist?
Zum Schluss fand ich es dann ausgesprochen schade, dass Wien für mich nicht gerade um die Ecke liegt. Sonst hätte ich zu gern diese beiden Buchhandlungen einmal besucht oder den Chefs zwei Stückchen Sachertorte in ihre Wohnung über dem Buchladen gebracht und mit ihnen gemeinsam eine  Melange dazu getrunken. Ob sie das mögen? - Keine Ahnung.

Petra Hartlieb, Meine wundervolle Buchhandlung, Dumont-Verlag 2015, Paperback, 208 Seiten, 9,99 Euro.

Dienstag, 31. Mai 2016

Mit dem inneren Kind mehr Lebensfreude entwickeln

Als Micha Steinhauer vor 31 Jahren als junger, alleinerziehender Vater seinen ersten kleinen Sohn in den Händen hielt und das Potenzial erspürte, mit dem verletzliche kleine Kinder geboren werden, konnte er nicht mehr so weiterleben wie bisher. Er erkannte, dass sein "eigenes Leben nicht wirklich erfüllt war und dass unseren Gesellschaft den wahren Bedürfnissen von Menschen nur wenig Raum gibt." "Seitdem zieht sich die Achtsamkeit für kindliche Bedürfnisse und die Förderung ihrer Potenziale als roter Faden" durch sein Leben. (aus "Über den Autor")

In seinem Buch, "Deine Reise zum inneren Kind - Das wundervolle Leben entdecken", mit dem er an das Wunder des Lebens erinnern möchte, hat Micha Steinhauer sich unter die Dichter begeben, indem er seine Gedanken in Reimen wiedergab. Er begibt sich auf die Reise mit dem "kleinen Herzen", das auf einem Stern zu Hause ist. Eine hübsche Idee, ein Buch mit märchenhaftem Touch. Allerdings wäre es in Prosa vielleicht doch besser herübergekommen, denn nicht immer ließ sich der Inhalt so in Reime schmieden, dass das auch gut klingt. Das Buch ist durchgehend illustriert - mit einer blau gezeichneten Sonne, die den Gesichtsausdruck wechselt.

Freitag, 6. Mai 2016

Glück, Gelassenheit und Kraft durch Stress



Viele Menschen klagen über Stress. Etliche darunter haben sicher schon davon gehört, dass es positiven und negativen Stress geben soll - Eustress und Distress. Aber kaum einer würde ernstlich mehr Stress für ein glückliches Leben empfehlen. - Doch! Urs Willmann tut es. In seinem Buch "Stress - Ein Lebensmittel"  setzt sich der Wissenschaftsredakteur bei der Wochenzeitung "Die Zeit" ausführlich damit auseinander. Er hat Hirnforscher getroffen, sich im Stresslabor testen lassen und die wohltuende Wirkung von Stress am eigenen Leib erfahren. Für ihn macht Stress fit und tiefenentspannt. Für ihn ist Stress nichts anderes als ein unverzichtbares Lebensmittel.

Wer das Buch erblickt und sensibel ist, empfindet schon den ersten Stress: große weiße Buchstaben auf einem schreiend orangefarbenen Einband. Selbst die Buchseiten sind am Rand orange eingefärbt. Im Vorwort wundert der Autor sich zunächst einmal, dass der Leser oder die Leserin überhaupt zu seinem Buch gegriffen hat, angesichts der Tatsache, dass Stress allenthalben verteufelt wird und die meisten Menschen gar nicht mehr wissen, wozu Stress als Reaktionsmöglichkeit überhaupt gut ist. Zumeist sei es eine kurzfristige Reaktion des Gesamtorganismus, etwa wenn die Antilope dem sie jagenden Geparden entkommen will. - Okay, in diesem Moment ist Stress sicherlich etwas Gutes.

Weiter geht es unter "Süchtig nach Stress" mit Stresssituationen, denen Menschen sich bewusst aussetzen, einem Aufguss in der Sauna beispielsweise - vergleichsweise harmlos also. Gleich darauf folgt die Beschreibung eines Vorfalls, bei dem ein mit Schmerzmitteln gedopter Saunagänger bei einer "Sauna-Weltmeisterschaft" auf dramatische Weise verstarb. Irgendwie passt die Lektüre der entsprechenden Stelle für mich zum orangefarbenen Einband. Stress pur!

Das Buch berichtet von der Sicht der Wissenschaft, von Grenzerfahrungen und Zumutungen, von unterschiedlichen Lebensmodellen und davon, wie sich perfekt leben lässt - mit Stress. Es läutet den Abschied vom Mythos ein, dass hart arbeitende Menschen unter gesundheitsschädigendem Stress generell leiden, weil bei Studien entdeckt wurde, dass Arbeitslose viel stärker von Stress betroffen seien als angeblich noch so gestresste Manager. Endlich in Rente? Nicht unbedingt. "Eine herausfordernde Tätigkeit würde das Risko, später an Demenz zu erkranken, deutlich verringern." Ganz zum Schluss berichtet Urs Willmann von der tektonischen Unruhe, dem Stress also, wenn die afrikanische Platte gegen Europa drückt. Neben Unruhen im Mittelmeerraum seien das Resultat die Alpen - "die größte und schönste Erholungslandschaft Europas".

Der Autor: Urs Willmann, Jahrgang 1964, sagt von sich selbst, er sei ein Energie-Junkie, der leidenschaftlich gern arbeitet und extreme sportliche Herausforderungen sucht. Die findet er vor allem beim Maratholauf und in den Bergen.

Urs Willmann, Stress - Ein Lebensmittel, Pattloch-Verlag 2016, Hardcover, 304 Seiten, 19,99 Euro.

Mittwoch, 4. Mai 2016

Vadim Zeland: persönliche Freiheit und Kreativität durch Ausstieg aus dem technogenen System



Einfach zurück in "die gute alte Zeit"? Manchmal, das muss ich zugeben, ist mir danach. Zurück in eine Zeit, in der alles noch ein wenig langsamer und überschaubarer war. Zu der man sich auch noch irgendwie unbedarfter freuen konnte. - Andererseits könnte ich mir ein Leben ohne Internet kaum noch vorstellen. So ist das mit dem inneren Zwiespalt und dem technischen Fortschritt. Was liegt da näher, als sich mit just diesem Fortschritt einmal etwas näher auseinanderzusetzen.

Bestsellerautor Vadim Zeland ist der Ansicht, dass der technische Fortschritt nicht dem Menschen, sondern nur dem System selbst dienlich ist. Dadurch würden unsere Fähigkeiten blockiert und unsere Möglichkeiten drastisch reduziert. Dazu schreibt er ausführlich in seinem neuen Buch "Ausstieg aus dem technogenen System". Mit seinem Buch möchte Zeland seine Leser und Leserinnen mit den Spielregeln und Wirkprinzipien des Systems vertraut machen, um deren Bewusstsein zu befreien. Das Ziel: Die Kraft der eigenen Intelligenz und die eigene Kreativität sollen steigen, so dass persönliche Ziele mit Leichtigkeit erreicht werden. Dazu möge man die "Matrix aushebeln" und so in die Freiheit gelangen.

Was technogen genau bedeutet, musste ich erst einmal googeln. Im Online-Duden gab es keinen Treffer dazu. Doch meine Neugier war geweckt und ich stieg erst einmal ins Inhaltsverzeichnis ein.

Das Buch hat vier Teile:
  1. Transsurfing
  2. Die Technosphäre
  3. Die Biosphäre
  4. Die Gesellschaft
Mit der Überschrift "Sie können sich selbst eine beliebige Welt erschaffen" beginnt vielversprechend das erste Kapitel. Jedes Kapitel endet mit "Randnotizen", die weiterführende Links und knackige Sätze enthalten, wie: "Unwissenheit ist in der Tat eine große Macht." oder "Die Absicht kehrt mit verdoppelter Energie" zurück. Hm, darüber ließe sich trefflich grübeln.

Wer das Vorwort liest, erkennt auf den ersten Blick die eher esoterische Ausrichtung des Buches: "Sie halten ein Buch in den Händen, das von der KRAFT geschaffen wurde. Ich habe es nicht geschrieben, vielmehr wurde ich von der KRAFT getrieben." Über das Aushebeln des Systems zu schreiben, das sei ein Tabu, das er ohne entsprechende Unterstützung nicht habe brechen können. Zeland schreibt vor allem über die "Ökologie des Geistes". Die Aufmerksamkeit werde "auf triviale, unwichtige Themen gelenkt, während die Welt sich hintergründig und unbemerkt auf heftige Weise ändert". - Eine Verschwörungstheorie also? Oder eine spannende Darstellung von Fakten? - Am besten, Sie machen sich selbst ein Bild dazu. Auf Ihre Kommentare bin ich gespannt.

Vadim Zeland, Ausstieg aus dem technogenen System, Silberschnur-Verlag 2016, Paperback, 560 Seiten, 19,95 Euro.


Dienstag, 3. Mai 2016

Simone Langendörfer: mehr Glück, Lebensfreude, Energie, Kreativität, Frieden und Liebe




Ich bin jetzt einfach glücklich?! Als ob das so einfach wäre ...! Es gibt Tage auch in meinem Leben, da würde ich mir wahrlich wünschen, dass es so wäre. Seufz! Bloß ein Wunschtraum? Nein, nichts ist einfacher - findet zumindest Simone Langendörfer.

In einem kleinen Buch, das bereits vor zwei Jahren herauskam, hat sie zusammengefasst, was für sie ein erfülltes Leben ausmacht. Ihre Leser und Leserinnen fordert sie in dem gerade einmal 123 Seiten starken Band auf, kurzerhand die Verantwortung für das eigene Glück selbst zu übernehmen. "Erkennen Sie, dass Sie dauerhaftes Glück nur in sich selbst finden und verankern können", heißt es im Vorwort. Ziel ist es, unabhängig von äußeren Faktoren Wohlstand zu genießen und sich dadurch wahrhaftig frei zu fühlen. Es gilt, die Konzentration nach innen zu wenden. Es gilt, nicht in Verzweiflung vor dem Leben zu kapitulieren, sondern das So-Sein selbst anzuerkennen.Nein zu sagen, wenn man nein spürt. Und manches mehr.

Der Titel ihres Buches: Ich bin jetzt einfach glücklich. Punkt.

Eine "Anleitung" zum Glücklichsein mit schnellen Antworten ist das Buch nicht. Es ist eher eine Art Medium zur Bewusstseinserweiterung. Es ist ein Programm zum Mentaltraining. Denn laut Langendörfer ist die Sache mit dem Glücklichsein "wirklich extrem einfach", wenn wir es nicht immer wieder so kompliziert machen würden - als Sklaven von Gedanken, Gefühlen, alten Glaubenssätzen und materiellen Dingen. "Sie sind glücklich. Doch Sie nehmen es (noch) nicht bewusst wahr." - Aha?

Das klingt wahrlich nicht nach schnellen Antworten, sondern nach einem Prozess, der notwendig sein könnte. Notwendig - die Not wendend. Hin zu mehr Freude und - eben Glück.

Die Autorin: Simone Langendörfer ist Rednerin, Buchautorin, Glücksforscherin und Expertin für Bewusstseinsentwicklung. Sie referiert im gesamten deutschsprachigen Raum, hält Vorträge und gibt Seminare. Namhafte Unternehmen zählen zu ihren Kunden. Außerdem ist sie regelmäßig in Rundfunk- und Fernsehsendungen zu Gast.

Simone Langendörfer, Ich bin jetzt einfach glücklich, Edition Forsbach 2014, 123 Seiten, 12,90 Euro